KOCHEN MIT DEM GUTSHERRN Schon vor Beginn der Reise war klar dass das Wochenende kein Erholungsurlaub werden würde Nachmittags waren wir schon wieder mit Knut in seiner Küche verabredet um das Abendessen vorzubereiten Vorher aber Runde fünf und sechs  Und so ging es für uns hoch in die Gutshausküche Wundervoll Ein alter holzbefeuerter Herd mit Ofen wie man ihn vielleicht noch aus Großmutters Zeiten kennen mag Alte gusseiserne Pfannen und Bräter an den Wänden Keine modernen Kochutensilien à la Kitchen Aid oder Thermo Mix sondern echtes rustikales Kochen Knut legte dabei großen Wert darauf uns ausschließlich lokale und saisonale Zutaten zu geben Ich bin einfach der Meinung dass Regionalität das Aller wichtigste ist Und dazu gehört sich auch saisonal zu ernähren Mit dem was die Umgebung in der du lebst dir gibt Ok der Rotwein der ist jetzt nicht von hier Aber schau mal die Kartoffeln und die Rote Bete alles von hier  Wir waren beeindruckt So zog sich jeder fleißig seine Schürze an Teams wurden für die einzelnen Gänge und Gerichte gebildet und wir begannen mit dem Kochen Die Wurzeln wurden gewaschen Rotkohl im Ofen vorbereitet und der Schweinsattel zum Karree präpariert Der kommt jetzt draußen auf den Gasgrill bis der Kern 56 Grad hat deutete Knut  Als kleinen Gruß aus der Küche sollten die Herzen zubereitet werden In dem gusseisernen Bräter wurde Schweineschmalz ausgelassen Zwiebeln und Knoblauch geschmolzen die Herzen dazu gegeben und mit Weißwein abgelöscht Ein Zischen durchfuhr den Raum warmer wohlriechender Dampf vernebelte die Kochstelle und erdige waldige Aromen stiegen uns in die Nase Besser als Bio Freunde Und was für ein Geschmack Wahnsinn   Heute Abend kommen noch weitere Gäste Es wird eine große Runde sagte uns Knut Er und seine Frau waren wirklich tolle Gastgeber Sie lieben es Freunde und Fremde zu bewirten ihr Haus mit Gesellschaften zu füllen gemeinsam zu kochen und zu bewirten Am Ende zahlt jeder was er meint geben zu können Das ist hier unser Prinzip Fair und auch irgendwie cool Komplett ungezwungen aber doch verbindlich ZU TISCH BEI FREMDEN FREUNDEN  Mittlerweile war es Abend und gegen 20 Uhr kamen Nachbarn Freunde und weitere Gäste aus dem Gutshaus im Speisesaal zusammen Auch hier bewies die Frau von Knut unglaubliches stilistisches Geschick mit wenigen antiken Möbeln und Accessoires einen atmosphärischen Raum zu erschaffen Die lange Tafel war rustikal gedeckt Altes Geschirr und Besteck bleikristallene Gläser Wasserkaraffen Alte Kandelaber hüllten den Raum in warmes Kerzenlicht  Die Tischrunde war begeistert Als Vor speise reichte uns Kurt Grünkohl Bruschetta Unglaublich und doch so einfach klein gehackter Grünkohl Schalotten Knoblauch Senf Majonäse und Essig Darauf folgte unser Hauptgang Wildschwein Karree mit gebackenem Rotkohl bunten Rüben und gebackenen Kartoffeln Dazu Ratsherrn und Rotwein  Irgendwann kamen die Gespräche von selbst auf unser mexikanisches Mitbringsel Drei Flaschen scharfer Papa Fuego standen auf dem Tisch und wurden durch die Gäste bewundert Auftakt also unsere Runde sieben und Tischrunde eins einzuläuten Im Vergleich zu der milden Variante ein Feuerwerk auf der Zunge und das nicht nur seiner Schärfe wegen Aromatisch fruchtig und vollmundig Aber auch echt scharf Hier ist sie drin die schärfte Chili der Welt die Carolina Reaper sagte ich Und so ging Runde um Runde über den Tisch  Als die Kerzen auf dem Kandelaber schon deutlich runtergebrannt waren fragte einer der Gäste ob wir wüssten wo die Jungs von Papa Fuego das Rezept herhaben Der Opener für eine wahrhaft unglaubliche Geschichte Olli hatte uns in dem anfangs erwähnten Briefumschlag eine kleine Geschichte mit gegeben Keine Ahnung ob es daran lag dass der gesamte Tisch mittlerweile ordentlich angeschossen war oder dass der fahle Kerzenschein uns in mystisches Licht hüllte jedenfalls hingen plötzlich alle gebannt an meinen Lippen als ich den Brief öffnete und so lauschte der Kreis bedächtig und voller Ehrfurcht meiner Lesung DIE GESCHICHTE EINES ROADTRIPS DURCH MEXIKO Vor ein paar Jahren waren wir gemeinsam auf einem Roadtrip durch Mexiko Wir tourten mit dem Landbus von Ort zu Ort und verdienten uns hier und da etwas dazu Jedenfalls kamen wir eines Tages in diesen kleinen Ort mitten in der Wüste Das Hostel in dem wir eincheckten hatte im Erdgeschoss eine Kneipe wie im Tarantino Film In der Ecke saß ein betrun kener Mexikaner mit Strohhut und an der Bar lümmelten dunkle Gesellen und brummten Zaubersprüche in ihre Mezcal Gläser Nun wir hatten Durst bestellten uns einige Biere und plötzlich stellte uns der Wirt drei Shot gläser auf den Tisch For you hombres sagte er und ging lachend zurück hinter seinen Tresen Die Leute in der Bar nannten den Wirt Papa Fuego und der Name war Programm Wir musterten die Gläser trauten uns zuerst nicht recht Da aber die Blicke der anderen Gäste auf uns fixiert waren gaben wir dem Druck nach und langten zu Wow sauscharf Unglaublich scharf Zu scharf Und das Lachen der wenigen Gäste füllte den Raum Um das Ganze abzukürzen Es wurde ein megalustiger Abend und wir tranken uns mit dem Wirt die STADTGLANZ MÄRZ 19  LIFESTYLE  PAPA FUEGO46

Vorschau Stadtglanz März 19 Seite 46
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