einer neuen Arbeitswelt Am 29 08 2018 hatte der Arbeitgeberverband Region Braunschweig e V zum Arbeitgeberdialog geladen Als Kulisse diente bei dieser Ausgabe die Kult Location von Kultur im Zelt 450 Gäste hörten die Grußworte von Arbeitsminister Hubertus Heil sowie die Keynote von Prof Dr Lars Vollmer wir sprachen mit ihm im Anschluss über die Arbeitswelt von morgen Herr Vollmer einmal auf den Punkt gebracht Was verstehen Sie unter New Work so einfach ist es leider nicht Der begriff wurde 2004 vom Philosophen Frithjof bergmann eingeführt er suchte nach einer Alternative zur Knechtschaft der Lohnarbeit nach einer Neuen Arbeit mit Freiräumen zur entfaltung der Persönlichkeit Arbeit sollte vereinbar sein mit den eigenen Wünschen Hoffnungen Träumen und begabungen Dieser hehre gedanke vermischt sich heute kreuzwild mit den Ideen von Digitalisierung Arbeiten 4 0 und hipper startup Kultur New Work bildet in vielen Köpfen eine diffuse Wolke in der Menschen irgendwie anders arbeiten Menschlicher Im Hoodie statt im Anzug Im Home Office digital vernetzt und hochflexibel Auf Augenhöhe ohne Hierarchien geduzt selbstbestimmt und human demokratisch und sinn getrieben Mit sitzsäcken Tischkicker und Müslibar und eigentlich am liebsten in einer garage Das ganze ist eine Art gegenbewegung zum kalten Taylo rismus aus dem Industriezeitalter zum klassischen Manage ment mit Anweisung und Kontrolle zu den schuhschachtel arbeitsplätzen in seelenlosen bürofabriken zur Arbeit als untergebener der seinen Lebensunterhalt verdienen und sich daher halbjährlich im Mitarbeitergespräch zusammen falten lassen muss damit er nicht übermütig wird Sie sagen bei der Veränderung unserer Arbeitswelt geht es nicht um ein wenig Homeoffice und die Anstellung eines Feel good Managers Worum geht es dann schon vor Jahrzehnten sind die meisten Märkte so eng und kompetitiv geworden dass viele unternehmen mit den Organi sationsprinzipien des Industriezeitalters unter sich selber leiden Prozesse diszi plinier abarbeiten können sie gut Ideen für komplexe Problemstellungen finden hingegen kaum da stehen ihnen alte Managementüberzeugungen im Wege Die symptome daraus kennt jeder statt mit Arbeit verbringen Mitarbeiter und ihre Chefs so häufig mehr als die Hälfte ihrer Zeit mit Tätigkeiten die zwar wie Arbeit aussehen aber keine Arbeit sind Meetings Jahresgespräche budget verhandlungen Reports genehmigungs prozeduren Powerpoint basteleien unternehmensleitbildern Organigramm Malereien und so Vieles mehr reines business Theater das keine Wertschöp fung erzeugt nicht dem Kunden dient und damit nur eines ist Verschwendung Wen sehen Sie im Vorteil diesen Ver änderungen gerecht zu werden Mittel ständler oder sind es doch die großen Konzerne es ist keine Frage der größe ob eine Organisation mit den Anforderungen zurecht kommt und die erforderlichen im übrigen sehr individuellen Ver änderungen anstößt Nichtsdestotrotz beobachte ich so manchen inhaber geführten Mittelständler der in seinen branchen voranprischt Ich mutmaße hier ein längerfristiges Verantwortungsgefühl Weitsicht und größeren Mut zur Verände rung als ursache gleichzeitig sehe ich immer auch wieder vereinzelt Konzerne neue Wege gehen Denken sie an bosch die vor kurzem die individuellen boni abgeschafft haben eine von sehr vielen alten Managementpraktik die für die heutigen Wettbewerbssituationen höchst dysfunktional ist da sie Zusammenarbeit strukturell erschwert Beim Arbeitgeberverband haben Sie auch die passenden politischen Rahmenbedingungen eingefordert Was muss Politik ändern Die Arbeitswelt hat sich dramatisch ausdifferenziert die Vielfalt ist nahezu explodiert in den letzten 2 3 Jahrzehnten gleichzeitig erkenne ich politisch nach wie vor eine fast schon libidinöse Fokus sierung auf Normarbeit Die gibt es wirk lich in den Köpfen der Politik Abhängig beschäftigt Angestellt sozialversiche rungspflichtig Vollzeit eine Farce angesichts der immer differenzierteren Marktrealitäten der unternehmen einer seits und differenzierteren Wünsche der arbeitenden Menschen andererseits Wir müssen es doch als gesellschaft mutigen gründern und unternehmern einfach machen Ideen zu Innovation zu treiben nicht nur aber insbesondere vor dem Hin tergrund der digitalen Herausforderungen im internationalen Wettbewerb Hierfür steht das Denken in Kategorien der Norm arbeit im Wege Ich plädiere insgesamt für mehr sowohl als auch Politik statt einer entweder Oder Politik mit dem ewigen Mit uns ist das nicht zu machen Robert Braumann Schein und Sein Fo to gr afi e A G V R eg io n B ra un sc hw ei g SEPTEMBER 18 WirTSCHaFT NEW WoRK24

Vorschau Stadtglanz Y September 18 Seite 24
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.