Zeit des billigen Geldes Die niedrigen Zinsen führen dazu dass Mittelständler ihre Anlagestrategien ändern und zunehmend nach Alternativen suchen Das belegt eine Studie die die Fachhochschule des Mittelstands FHM in Zusammenarbeit mit der Commerzbank durchgeführt hat Die Geschäfte gehen gut die Liquidität wächst und damit der Anlagebedarf wie die inzwischen bereits sechste Studie der Fachhochschule des Mittelstands FHM in Bielefeld zum Finanzanla geverhalten und Finanzanlagebedürfnis mittel ständischer Unternehmen zeigt Besonders auf fällig ist die starke Zunahme des Anlagevolumens Mit durchschnittlich 5 9 Millionen Euro wurde der bislang höchste Wert ermittelt und das Vor jahresvolumen von 2 7 Millionen Euro mehr als verdoppelt Getrübt wird das erfreuliche Bild al lerdings durch das anhaltend niedrige Zinsniveau Was bedeutet das für die Finanzstrategie der Un ternehmen Der Mittelstand erwartet weiterhin niedrige Zinsen Auch wenn niemand die Zinsentwicklung punkt genau vorhersagen kann hat der Mittelstand den noch eine klare Meinung Die Zeit des billigen Gel des geht nicht so schnell zu Ende 57 Prozent der Mittelständler erwarten dass die Niedrigzinspha se noch drei Jahre andauert über 36 Prozent se hen sogar einen Zeithorizont von mindestens fünf Jahren Zusätzlich führt die gute Auftragsentwick lung in Verbindung mit höheren Rechnungseingän gen sowie vielfach gesunkenen Rohstoffpreisen zu einer zunehmenden Liquiditätsschwemme In die Liquiditätssteuerung kommt Bewegung Die anhaltend niedrigen Zinsen zeigen bereits Wir kung und führen zu ersten Anpassungen der Liqui ditätssteuerung im Mittelstand Für eine höhere Rendite beziehungsweise zur Vermeidung von Guthabengebühren sind viele Mittelständler heu te bereit ihr Geld länger anzulegen So werden bei der Anlage von Liquidität mittlerweile Laufzeiten von sechs Monaten bis zu einem Jahr bevorzugt Nur noch rund 38 Prozent der Mittelständler le gen ihre freien Mittel kürzer als sechs Monate an 2013 waren es noch deutlich mehr als 50 Prozent Die zunehmende Liquidität wird zudem mehr und mehr auf unterschiedliche Laufzeiten Produkte und Anbieter gestreut Dabei wächst der Wunsch nach leicht verständlichen Produkten die für mittelständische Unternehmen transparent und nachvollziehbar sind Verständlichkeit wird deshalb bereits als drittwichtigste Anforderung genannt Wichtigstes Kriterium bleibt aber un verändert die Sicherheit der Anlage gefolgt von geringen Anlagekosten auf dem zweiten Platz Gestaltungsspielraum für höhere Anlagerenditen Bei der Suche nach lohnenden Anlagemöglichkei ten setzt sich in den Unternehmen die Erkenntnis durch dass höhere Renditen nicht risikolos erhält lich sind 28 Prozent der Mittelständler sind be reit für eine Verzinsung von ein bis zwei Prozent Kursschwankungen zu akzeptieren Jeder zehnte Befragte würde sogar starke Kursschwankungen in Kauf nehmen wenn die Anlage eine Rendite von drei Prozent erzielt Diese Ergebnisse der FHM Studie die in Kooperation mit der Commerz bank entstanden ist decken sich mit den Zahlen der Fondsanbieter Höhere Anlagevolumen flie ßen verstärkt in Investmentfonds mit einem mit tel bis längerfristigen Zeithorizont Niedrige Zinsen haben einen großen Effekt bei den Pensionszusagen Das Niedrigzinsniveau wirkt sich außerdem über den Rechnungszins für eine betriebliche Al tersversorgung bAV immer schneller auf die er forderlichen Rückstellungen aus Das betrifft alle Unternehmen die nach dem Handelsgesetzbuch HGB bilanzieren Gemäß HGB ist für den Rech nungszins ein Durchschnittswert aus den Kapital marktzinsen der letzten sieben Jahre anzusetzen Dieser liegt mit 4 53 Prozent Ende 2014 noch vergleichsweise hoch da die langfristigen Zinsen erst in jüngster Zeit so stark gesunken sind Doch die Talfahrt des Rechnungszinses hat begonnen und beschleunigt sich umso mehr je länger die Zin sen auf ihren Tiefstständen verharren Strategisches Anlagemanagement ist der Dreh und Angelpunkt Zwei Dinge sind jetzt erfolgsentscheidend Zum ei nen benötigen Unternehmen eine maßgeschneider te Anlagestrategie die alle Bedürfnisse berücksich tigt wie beispielsweise Cashflow Rückstellungen und die Anforderungen an die Anlageinstrumente Zum anderen sollten der Aufwand und die Kosten im Anlagemanagement überschaubar bleiben zum Beispiel durch eine geschickte Kombination von effizienten Online Produkten mit einem professio nellen Management aller Depotbestände Holger Werner Bereichsvorstand Corporate Banking und Mittelstandsbank Ost der Commerzbank AG www commerzbank de www firmenkunden commerzbank de Fo to C om m er zb an k 10 POLITIK Der Mittelstand 6 2015

Vorschau Der Mittelstand. 6|2015 Seite 10
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