Lutz Berners Geschäftsführender Gesellschafter Berners Consulting GmbH Mitglied im IBWF Institut für Betriebsberatung Wirtschaftsförderung und forschung e V www bernersconsul ting com de Seit Jahren liegt der Anteil der Joint Ventures JV an ausländischen Neugründungen in China stabil bei etwa zwanzig Prozent Die Berners Consulting berät vor allem deutsche Mittel ständler in China Fälle von missbräuchlichem Technologieabfluss haben nach deren Erfah rung bislang kaum stattgefunden Weil sich die einschlägige Fachliteratur zu diesem Thema bis her aber nur mit den Risiken für Großunterneh men beschäftigt hat sich die Berners Consul ting jetzt an einer wissenschaftlichen Studie beteiligt die Partnerschaften mit chinesischen Privatunternehmen untersucht Privat und privat gesellt sich gern Die Ergebnisse sind eindeutig und decken sich mit den praktischen Erfahrungen der Consul tants Die Kooperationsbeziehungen sind nicht durch das Thema Schutz geistigen Eigentums beeinträchtigt es wird üblicherweise offen und pragmatisch gehandhabt und nimmt in der Kommunikation zwischen den Partnern keinen großen Stellenwert ein Der chinesische Partner wird nicht primär als Risikofaktor sondern als echter Geschäftspartner wahrgenommen und häufig sogar als unterstützender Faktor für den Schutz geistigen Eigentums betrachtet Prägend ist hierbei die Vertrauensbeziehung zwischen den Unternehmern Die staatlichen Rahmenbedingungen für den Schutz geistigen Eigentums werden allerdings von beiden Seiten weiterhin als schwierig einge schätzt Die Regierungsstrategie zum Techno logietransfer wird zwar wahrgenommen zeigt aber bisher keine unmittelbare Wirkung In China hat sich mittlerweile eine echte Unter nehmerschicht gebildet die an wirtschaftlicher Nachhaltigkeit interessiert ist und nicht aus schließlich auf den kurzfristigen Erfolg abzielt Für das Erreichen solcher Ziele sind chinesische Partner auf das JV angewiesen Da das geistige Eigentum meist die Erfolgsgrundlage des JV ist haben die chinesischen Partner ein ureigenes Interesse an dessen Schutz Erfolgreiche Kooperationsbeziehungen sind überall durch Vertrauen gekennzeichnet Mit chi nesischen Partnern spielt die Vertrauensbezie hung aber eine besondere Rolle da sich hieraus ein stärkeres moralisches Verantwortungsgefühl der chinesischen Seite hinsichtlich des Wohls des deutschen Partners ergibt Vertrauen bildet sich durch die wiederholte direkte Interaktion zwi schen Individuen Der Mittelstand mit seinen per sonenbezogenen Prozessen und der Bündelung vieler Schlüsselfunktionen beim Unternehmens eigentümer ist hierfür in der Regel gut aufgestellt Es kommt also in jedem Einzelfall auf den rich tigen Partner und den sorgfältigen Aufbau der Beziehung an Die Entscheidung in China zu investieren muss gleichbedeutend sein mit der Entscheidung sich mit den dortigen Gegeben heiten auseinanderzusetzen und diese als Tat sache anzunehmen Es ist wichtig die Ziele des Partners für die Ko operation zu kennen Diese sollten eine lang fristige Abhängigkeit vom JV implizieren Wenn man einen Partner findet dessen Ziele mit den eigenen übereinstimmen kann der Partner als Auge und Ohr vor Ort auch positiv zum Schutz des geistigen Eigentums in China beitragen Bei einem erfolgreichen Start der Kooperation und späteren Erfolgen sollte man den Partner als eigenständigen wirtschaftlichen Akteur ernst nehmen Der Partner richtet sein Ver halten nach seinen eigenen Zielen aus die sich aber im Laufe der Zeit durchaus ändern können Daher sind eine kontinuierliche Abstimmung mit dem Partner sowie regelmäßige Strategiere views unerlässlich für eine nachhaltig erfolgrei che Partnerschaft Es kommt in jedem Einzelfall auf den richtigen Partner und den sorgf ältigen Aufbau der Beziehung an Die Studie basiert auf der Masterarbeit von Theresa Kaut im Studiengang China Business and Economics an der Universität Würzburg Kaut befragte mehrere Dutzend deutsche und chinesische Entscheidungsträger mittelständi scher Joint Ventures Unternehmensberater Rechtsanwälte und weitere China Experten und wurde mit der Bestnote 1 0 ausgezeichnet Fo to p ot ow iz ar d S hu tt er st oc k co m 37Der Mittelstand 4 2015 IBWF

Vorschau Der Mittelstand. 4|2015 Seite 37
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