Der Mittelstand. 1|2014 Seite 46

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Inhalt

Werbung einst und heute Werbung ärgert amüsiert lügt informiert ist dümmlich oder clever wie der Mensch selbst Werbung ist eine menschliche Eigenschaft und wir finden sie nicht nur im Informationszeit alter sondern seit Menschen Waren und Dienstleistungen an bieten Homo Sapiens will für seine Produkte werben damals wie heute Die frühen Hochkulturen entwickelten Schriftzeichen und pro duzierten so nicht nur Literatur oder religiöse Texte sondern Produktinformationen Schon 2000 vor Christus listeten die Ba bylonier Warenbestände und Preise auf Steintafeln auf 2000 Jahre früher nutzten die Ägypter dafür Papyrus Die römischen Praecones waren Ausrufer die auf Auktionen Marktzeiten oder bestimmte Händler und Angebote hinwiesen Und wenn der Brockhaus mit seiner Definition recht hat nach der Werbung alle Maßnahmen zur Absatzförderung umfasst muss man die in Stein geritzten männlichen Geschlechtsorgane dazuzählen die in Pompeji als erigierte Wegweiser zum nächsten Freudenhaus dienten Sex sells das war schon immer so Schreien und Schreiben Das Mittelalter blieb mit seinen Kulturtechniken deutlich hinter der Antike zurück denn die wenigsten Menschen konnten le sen oder schreiben So warb der Einzelhandel mit Bildern und Piktogrammen der Schuh für den Schuster das Hufeisen für den Schmied der Hut für den Hutmacher Marktschreier infor mierten über den Frischegrad des Gemüses und wo auf dem mittelalterlichen Markt welcher Stand zu finden ist Johannes Gutenberg schließlich begann um 1450 in Mainz bewegliche Lettern zum Buchdruck zu verwenden und setzte die erste Me dienrevolution in Gang Zuerst waren es Bibeln Ablassbriefe und Kalender die gedruckt wurden für Werbung fehlte noch die flächendeckende Verbreitung Die ermöglichten die ersten Tageszeitungen Der französische Arzt Théophraste Renaudot gab ab 1631 die Zeitung La Gazette heraus und gründete in Paris ein Annoncenbureau das als Informationsvermittlungsstelle und Verkaufsagentur diente Arbeitgeber boten freie Stellen an Jobsuchende ihre Fähigkeiten Händler neue Waren ein frühes Schwarzes Brett Nachrichten mit Werbung Werbung mit Nachrichten Bis zur modernen Zeitungsanzeige sollte es jedoch noch dau ern Frühe Medienwächter sorgten Ende des 17 Jahrhunderts dafür dass Agenturen sogenannte Intelligenzkomptoirs Listen bereitstellten in denen Hersteller und Händler ihre Angebote gegen Gebühr eintragen konnten DieListen wurden vervielfäl tigt und verkauft Dieser Intelligenzzwang sollte Werbung und redaktionellen Inhalt trennen Doch der Markt lässt sich nur un gern regulieren und der Werbemarkt erst gar nicht Mit erhöhter Druckleistung stiegen die Auflagen der Bedarf nach Finanzierung wuchs und in Deutschland durften ab 1849 Inserate in der regu lären Presse abgedruckt werden Das hatte zur Folge dass die Zeitungspreise sanken und der Werbeanteil wuchs Viele Blätter waren damals mehr Werbekatalog als Zeitung Noch heute zeu gen Begriffe wie Anzeiger oder Generalanzeiger von dieser Tradition Bis 1900 stieg das Verhältnis Anzeige zu Redaktion auf 1 zu 5 Zugleich sorgten die Farblithographie und die Erfindung der Litfaßsäule 1885 für eine bunte flächendeckende Kommerzia lisierung des Stadtbildes und für die zunehmende Verschränkung von moderner Kunst Grafik und Design mit der Werbung In Deutschland durften ab 1849 Inserate in der regulären Presse abgedruckt werden Seifenopern und Werbeblöcke Im US amerikanischen Radio wurde 1932 die erste sogenannte Daytime Serial Betty and Bob ausgestrahlt Sie sollte vor Von der Steintafel zum Pop up Fo to l ol lo j F ot ol ia c om SERVICE 46 Der Mittelstand 1 2014


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