Der Mittelstand. 4|2013 Seite 25

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wächst das Rettende Dr Frank Maaß wissenschaftlicher Mit arbeiter am IfM Bonn sieht das ähnlich Er beschäftigt sich mit der Migration von Arbeits kräften und dem Fachkräftemangel in Deutschland Bereits 2010 hat er festgestellt dass mit der Größe eines Unternehmens auch der Ausländeranteil in der Belegschaft steigt Kleine Unternehmen hingegen scheuen offenbar die Fach kraft aus dem Ausland oder kommen gar nicht dazu sich damit zu beschäftigen Kleinbetriebe sind seltener im Ausland aktiv und verfügen nicht über Personaler die zeitintensiv im Ausland suchen Konzerne hingegen beschäftigen ganze Abteilungen um auch in der Ferne auf Fachkräftefang zu gehen Doch nun kommen sie ja von selber die Ingenieure Schweißer und Metallkundler aus Portugal und Spanien Dennoch ist damit das Fachkräfteproblem nicht automatisch gelöst Für Frank Maaß sind die zwei Fragen einer migrationswilligen Fachkraft ausschlag gebend Darf ich kommen und Will ich kommen Politik kann den Zuzug steuern Erstere Frage kann die deutsche Politik beantworten und sie ist findet Maaß auf keinem schlechten Weg Die Rahmenbedingungen für den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte auch aus den Nicht EU Ländern haben sich stetig verbessert Bislang hatte der Gesetzge ber die Lücken im Fachkräftebestand im Blick und eine entsprechend selektive Migrationspolitik betrieben bis die Blue Card EU Regelung vom August 2012 die Hürden deutlich gesenkt hat jedoch vorwie gend für Qualifizierte mit Hochschulabschluss Diese Politik der an gebotsorientierten Zuzugssteuerung konzentriert sich vornehmlich auf Akademiker Kleine Unternehmen indes haben weniger Bedarf an Hochschulabgängern ihnen mangelt es im Bereich der Lehrberufe an Mitarbeitern Solche Mittelqualifizierten müssen ein Schengen Visum beantragen sofern sie nicht aus den EU Ländern sondern aus Drittstaaten stammen und einreisen wollen Aus Sicht kleiner Unternehmer ein Bärendienst für KMU In ihren Augen ist der Mittel stand als Motor der deutschen Wirtschaft mehr als große Konzerne vom Fachkräfteengpass betroffen und kann nun kaum von all den Arbeitskräften die vor der deutschen Tür stehen profitieren So konterkariert die deutsche Einwanderungspolitik die eigentliche Bedürfnislage Eine Lösung kann nach Maaß in der Öffnung des deutschen Arbeitsmarkts auch für diese Bewerber bestehen da so eine generelle Erhöhung des Fachkräftezuzugs bewirkt werden kann Wenn sich herausstellt dass sich für den Mittelstand die Fachkräftelage entspannt dann empfiehlt Maaß den aktuell verstärkten Zuzug zu nutzen schließlich ist es nun leichter mit po tenziellen Mitarbeitern Kontakt aufzunehmen und sie zum Beispiel zu Kurzpraktika einzuladen Unternehmen müssen attraktiv werden Wenn die Rekrutierung einfacher ist und Arbeitskräfte regelrecht an die Tür klopfen müsste der Mittelstand beim Thema Fachkräfte eigentlich profitieren Anscheinend tut er dies nicht Die eingangs erwähnte OECD Studie bestätigt zwar den Trend ausländischer Fachkräfte hin zu Deutschland berich tet aber auch dass die Zuzügler nicht lange bleiben Die Hälfte aller Griechen und mehr als 60 Prozent der Spanier verließen Deutschland innerhalb eines Jahres Sind deutsche KMU nicht attraktiv Maaß hat in früheren Un tersuchungen herausgefunden dass sehr kleine Betriebe keinen oder einen sehr geringen Ausländeranteil in der Belegschaft haben Erst Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten weisen einen durchschnittlichen Ausländeranteil von 17 Prozent auf Die anderen schrecken mangelnde Deutschkenntnisse der Bewerber und die etwaige Bürokratie Arbeitserlaubnis etc ab wobei die sprachlich kulturellen Barrieren von auslandsunerfahrenen Chefs eher überschätzt werden Beobachter warnen vor einer mangelnden Willkommenskultur Soweit möchte Maaß nicht gehen er weiß aber dass kleinere Unternehmen mit der nötigen Integrationsarbeit oft überfordert sind Alle wollen Fachkräfte die sofort einsatzbereit sind doch mit dem Zuzug entstehen Hürden für alle Beteiligten Integration kostet eben Zeit und Geld Zwar kann die Politik die Rahmenbedin gen für Migration so gestalten dass KMU davon profitieren doch Migranten werden nur zu einem Wirtschaftsfaktor wenn sie auch bleiben Fazit Der Zuzug aus dem Süden erleichtert tatsächlich die Rekrutierung Wenn aber kleine Unternehmen zu erfolgreichen Wettbewerbern auf dem Binnenmarkt werden wollen müssen sie auch für Migranten attraktive Arbeitgeber werden Bernd Ratmeyer Wissenschaftsjournalist und Lektor Die Rahmen bedingungen für den Zuzug ausländischer Arbeitskräfte auch aus den Nicht EU Ländern haben sich stetig verbessert Der Trend geht nach Deutschland aber Zuzügler bleiben nicht lange POLITIK 25Der Mittelstand 4 2013


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