Brigitte Mramor PSV WIEN GESUNDHEIT ERNÄHRUNG von den kanarischen Atlantikinseln kam Das Herzogtum Burgund gehörte im aus gehenden Mittelalter zu den reichsten und kultiviertesten Höfen Europas Der Hof von Dijon der mit allen Luxusgütern der Welt versorgt war verfiel in einen wahren Zuckertaumel Außerdem erfreute er sich auch eines regen Zuzugs an Handwerkern aus dem zuckersüßen Süden die in den stets aufgeschlossenen und lebenslustigen Burgunderherzögen großzügige Arbeitgeber fanden So entstand der Beruf des Kandi tors der auf niederländisch Zuggerma cher genannt wurde und sich mit dem da mals besonders beliebten Kandieren von Früchten und dem Einkochen von Obst mit Hilfe von Zucker befasste Durch die Heiratsstrategien der Habsburger kam es zu einer engen Verbindung mit Spanien zu dessen wichtigsten Ländereien die Nieder lande zählte Als der achtzehnjährige öster reichische Erzherzog Maximilian I 1459 1519 mit Maria von Burgund vermählt wurde fühlte er sich in ein Schlaraffenland versetzt und war vom unerschöpflichen An gebot an feinem Konfekt und edlen Konfi türen beeindruckt Unter dem Gefolge mit dem er 1493 nach Österreich zurückkehrte befanden sich auch die unvergleichlichen Zuggermacher aus Dijon Sie gaben der Ess kultur der Habsburger eine neue Richtung und formten schließlich auch den bürger lichen Geschmack Als Maximilians Enkel der junge Kaiser Ferdinand I 1503 1564 im Jahr 1521 von seinem Bruder Karl V die österreichischen Erblande übernahm und von Madrid nach Wien übersiedelte ließ der in Gent geborene Habsburger Spross in der Hofburg eine Hof Compostrey für Kon fitüren und Fruchtsäfte einrichten und holte sich dafür Zuggermacher Zuckerbläser und Konditoren aus den Niederlanden und Spanien Damit legte er den Grundstein für die legendäre Wiener Hofzuckerbäckerei die jedoch erst 1560 mit dem ersten Wiener Hofzuckerbäcker dem Holländer Matthias de Voss offiziell in den Akten des Wiener Hofkammerarchivs aufscheint Unter der Regierung von Kaiserin Maria Theresia 1717 1780 wurde Zucker für das gehobene Bürgertum erschwinglich als sie dem Drängen der um den nationalen Reich tum besorgten Merkantilisten nachgab und 1750 einer Antwerpener Kaufmanns gesellschaft die Erlaubnis erteilte die erste Zuckerraffinerie Österreichs im Freihafen der Handelsstadt Fiume heute Rijeka zu errichten Diese wurde mit dem Privileg aus gestattet 20 Jahre lang Alleinlieferant für Österreich und die Erbländer zu sein Maria Theresia ließ die Hofzuckerbäckerei von der Hofküche trennen und im Leopoldinischen Trakt als selbständige Küche unterbringen um ihre zahlreichen Kinder ausreichend mit Süßem versorgen zu können Der Rohzucker auch als Kolonialzucker bezeichnet kam in kristalliner Form nach Europa Je nach Herkunftsland unter schieden sich dabei die typischen Em ballagen die von einfachen Säcken aus Kal kutta über Fässer aus Jamaika bis zu langen Kisten aus Havanna reichten Besonders ge schätzt wurden die Exportkisten mit brasi lianischem Zucker waren sie doch aus einem Bastard Mahagoni genannten Tropenholz das von den europäischen Möbeltischlern weiterverar beitet wurde Der Rohzucker wurde in Europa raffiniert wobei die eingedickte Zuckerlösung in tö nerne später auch in metallene konische For men gegossen wurde In ihnen kristallisier te sich die klassische Handelsform der so genannte Zuckerhut auch Zucker brot aus Ein Feinspitz aus der Rokokozeit ca 1720 1780 musste umgerechnet ca 2 50 Euro für ein Kilo Zucker zahlen wenn er überhaupt einen bekam weil er nur in Apotheken und Gewürzhandlungen erhältlich war Zu Hause wurde Zucker deswegen auch in kost baren Silberdosen versperrt aufbewahrt Der Siegeszug des Kaffees und der Genuss aus erlesener Warmgetränke wie Kakao und Tee ebenfalls vorwiegend von der höfischen Ge sellschaft Europas konsumiert förderten den Luxus des Süßens Josef II 1741 1790 Mitregent seiner Mutter Maria Theresia ließ die Einfuhr von fremdem Zucker einfach untersagen um dadurch neue Raffineriegründungen zu fördern Da diese ausblieben wurde der Zucker noch teurer Als die Sklaven der Zuckerinsel Santo Do mingo 1791 im Zuge der französischen Re volution einen Aufstand wagten wurde das bedeutendste Zuckerreservoir vernichtet und der Zuckerpreis stieg ins Uferlose Nur wenige wussten dass zu dieser Zeit schon seit fast 50 Jahren die Lösung des Problems in der Schublade des Berliner Chemikers Andreas S Marggraf 1709 1782 lag Bilder ZUCKERROHRANBAU IN BRASILIEN Quelle GNU Free Documentation License Fotograf Fotografin Mette Nielsen ZUCKERROHR Quelle GNU Free Documentation License Fotograf B Navez ZUCKERHUT Quelle Creative Commons Attribution Share Alike 4 0 International license Fotograf Petr Adam Dohnálek 52 RUNDSCHAU POLIZEI SPORT 09 10 2019

Vorschau Rundschau Polizei Sport 09-10/2019 Seite 52
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