Mohn mehr als eine schöne Blume Im Waldviertel hat der Graumohn Tradition Im Mühlviertel wird mit verschiedenfärbigen Sorten experimentiert Machen Sie sich mit uns auf den Weg um die daraus entstehenden Produkte kennen zu lernen Aus der Geschichte Der bei uns bekannte Schlafmohn stammt vermutlich von dem im Mittelmeerraum heimischen Borstenmohn ab und zählt zu den ältesten Kulturpflanzen Die Ver wendung als Nutzpflanze ist in Europa seit der Pfahlbauzeit nachgewiesen Archäo logische Funde belegen dass Mohn auch in der Antike vor allem wegen seines Ölgehalts geschätzt den Heilern aber auch die schlaf fördernde und schmerzlindernde Wirkung bekannt war Auf Zypern wurden spezielle Mohnkapseln ähnliche Krüge aus der spä ten Bronzezeit gefunden die aufgrund von Analysen Opium enthielten Die Ägypter holten sich offensichtlich Opium aus Zy pern Opium Mixturen lassen sich in den sogenannten Bibil Krügen bis etwa 1800 v Chr zurückverfolgen Schmerzmittel und Droge Archäologische Funde belegen dass auch die Griechen Opium für kultische und medizini sche Zwecke verwendeten Die Mohnkapsel war das Symbol für die griechischen Götter Morpheus den Gott des Traumes den Schlaf gott Hypnos Nyx die Göttin der Nacht und Thanatos den Gott des Todes Der Name Opium stammt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie Säftchen Im römischen Reich kamen Opium und Schlafmohn in den zweifelhaften Ruf einer Wohlstandsdroge Das frühe Christentum das in einer Krankheit eine Strafe Gottes sah verbot im 4 Jahrhundert die Anwendung von Opium als schmerzstillendes Mittel Karl der Große erneuerte es im Jahr 810 Die Be deutung die die Entdeckung des Opiums für die Menschen von damals hatte ist heute schwer nachvollziehbar Der an der Luft trock nende Milchsaft aus der unreifen Mohnkapsel liefert das Roh Opium wobei Morphin der wichtigste Bestandteil dieser Stoffgruppe ist Erstmals stand der Heilkunst damit ein Mittel zur Verfügung das Schmerzen stillte und viele medizinische Eingriffe für den Patienten er träglicher oder gar erst möglich machte Wie das im Stift Zwettl vorhandene Urbar des Abtes Ebro von 1280 beweist stellten Mönche bei uns seit dem frühen Mittelalter aus Gartenmohn Heilmittel gegen Schmer zen und Schlaflosigkeit her Auch Hildegard von Bingen 1098 1179 erwähnt Opium im 12 Jahrhundert in ihren Schriften Das aus dem Mohn gewonnene Öl wurde bis ins 19 Jahrhundert in den Klöstern und Kirchen für das Ewige Licht eingesetzt Im Zweiten Weltkrieg wurde Mohnöl nach Hydrierung sogar als Getriebeöl für Jagd flugzeuge der deutschen Luftwaffe verwendet Die Bauern nutzten lange Zeit in Form des Mohnzuzels die schlaffördernde Wirkung von Mohn für ihre Kleinkinder um un gestört auf dem Feld arbeiten zu können Im Gegensatz zu anderen Ländern ist der landwirtschaftliche Mohnanbau in Öster reich nicht verboten da die hier kultivier ten Sorten nicht für die Opiumgewinnung geeignet sind Im Milchsaft findet man zwar vierzig Alkaloide wie Morphin Codein oder Noscapin Narkotin abgesehen davon sind die streng kontrollierten Sorten weit gehend frei von Opiaten und daher als Lebensmittel geeignet Schlafmohn für me dizinische Zwecke vor allem zur Opium gewinnung ist durch internationale Ein heitsübereinkommen geregelt Der legale Anbau von Mohn zur Opium gewinnung wird in Indien in der Türkei und in Ländern der ehemaligen Sowjet union betrieben Afghanistan Pakistan und das Goldene Dreieck an der Grenze von Thailand Myanmar Laos sind für den il legalen Anbau bekannt Zehent und Handelsgut Erstmals in der zweiten Hälfte des 13 Jahr hunderts wird Mohn im Waldviertel in Zehentbüchern Pachtentgelt der Bauern an den Grundherrn erwähnt Die wunder same Blume anscheinend von Waldviertler Mönchen importiert wurde großflächig als Heil und Ölpflanze angebaut und erlangte schließlich wirtschaftliche Bedeutung Für das Jahr 1912 geht aus einer Agrarstatistik der k u k Monarchie hervor dass im Wald viertel auf 1200 Hektar Mohn angebaut wurde Bis 1934 notierte der Zwettler Grau mohn an der Londoner Handelsbörse Aufgrund fehlender Mechanisierung und steigender Importe ging der Mohnanbau in der Folge stark zurück Durch die Grün dung des Vereines zur Förderung von Sonder kulturen im Waldviertel und Aktivitäten der Fachschule Edelhof sowie landwirtschaft licher Alternativprogramme wurde ab 1980 die alte Tradition des Mohnanbaus im Wald viertel wieder belebt sodass je nach Nach frage auf 500 700 Hektar Mohn kulti viert wird Waldviertler Graumohn g U ist eine österreichische regionale Spezialität mit geschützter Ursprungsbezeichnung der EU 2005 wurde die Mohnregion im Waldviertel als GenussRegion ausgezeichnet Vielleicht erinnerte man sich im ober österreichischen Mühlviertel dass im frü hen 20 Jahrhundert auf 1300 Hektar Mohn angebaut wurde als man auf die Idee kam den Mohnanbau als wirtschaftlich attraktive Alternative für die Landwirtschaft zu forcie ren Mit Sortenvielfalt punkten will einer der Pioniere der Ackerbaureferent der oberöster reichischen Landwirtschaftskammer Peter Köppl der auf seinen privaten Versuchs flächen in Neumarkt vor allem mit Samen von Gewürz und Ölpflanzen experimentiert Zur Zeit ist es der rote Mohn denn weißer Brigitte Mramor PSV WIEN GESUNDHEIT ERNÄHRUNG 48 RUNDSCHAU POLIZEI SPORT 09 10 2018

Vorschau Rundschau Polizei Sport 09-10/2018 Seite 48
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.