4 6 10 0 F r a g e n u n d a n t w o r t e n Z u m r u s s l a n d g e s c h ä F t 2 0 1 5 brachte uns fast an den Rand des Überlebens In einem ande ren Jahr hatten wir mit einem Chemielieferanten Probleme die wir erst sehr viel später herausfanden Es war nicht abzu sehen als wir das Material verarbeitet haben und auch nicht bei unserem Kunden Es war erst bei dem Kunden des Kunden auf dem Dach zu sehen dass das Material fehlerhaft war Wir bekamen mitten im Sommer ganz viele Lkw Ladungen zurück aus Deutschland Dennoch haben Sie es irgendwie geschafft Jedes Jahr zwang uns fast zum Aufgeben allerdings fanden wir auch jedes Jahr einen Weg heraus Im ersten Fall konnten wir den Kunden davon überzeugen dass wir als guter Lieferant und konstruktiver Partner für ihn wertvoller sind als wenn er uns einfach übernimmt Von den Franzosen gingen wir ein fach weg und fanden dann einen anderen internationalen Lieferanten Beim chinesischen Material mussten wir uns neu orientieren So kam die Idee ganz neue Produkte herzustel len bei denen das Material doch noch verwendbar war Später wurden diese Produkte ein wichtiges Standbein für uns Es war nie einfach aber wir fanden immer wieder eine Lösung indem wir auf unsere Partner kreativ und menschlich konstruktiv zu gingen Erst seit den letzten fünf Jahren können wir endlich sagen dass wir ein stabiles Unternehmen sind Und auch so eine kleine Russland Krise wirft uns nicht mehr um Wie sieht es mit der Konkurrenz aus Sind Sie da auch gefestigt genug Wir haben einige starke Konkurrenten in Russland und auch in Weißrussland Und das ist wieder eine Herausforderung weil das keine typischen Konkurrenten sind die man sonst im Welt markt kennt Unser großer Konkurrent hier ist eine Tochterfir ma eines russischen Ölunternehmens Über ganz viele Jahre verkaufen sie zu billig unter Dumpingpreisen ihre Produkte und machen uns das Leben damit schwer Ihre Verluste gleicht dabei immer wieder deren Mutterfirma aus Das ist eine sehr ungesunde Konkurrenz Der zweite Konkurrent sitzt in Weiß russland eine Planwirtschaft wo uns über staatliche Unter stützung eine Konkurrenz entgegenschlägt Der weißrussische Konkurrent kann einfach mit ganz anderen Dingen vorgehen als wir Im westlichen Markt wäre es uns sicher einfacher er gangen aber das hat uns auch stark gemacht Was ist eigentlich mit chinesischen Mitbewerbern Hat sich seit der verstärkten Hinwendung Russlands zu China etwas für Ihr Unternehmen geändert China war schon immer für uns ein ganz starker Konkurrent Und daran hat sich auch heute nichts geändert Hat sich die aktuelle wirtschaftliche Situation sonst wie auf Ihr Geschäft ausgewirkt Ja es ist auf jeden Fall schwieriger geworden Manche Produkte haben bei uns große Umsatzrückgänge Zudem haben wir auch Fremdkapital von russischen Banken Kredite die wir ständig zurückzahlen müssen und jetzt nicht neu refinanzieren können Kurz nach der Jahreswende wurden uns ganz stolz Kredite für 29 Prozent angeboten das kann sich ein Unternehmen wie un seres das ehrlich sein Geld verdient nicht leisten Das war ganz klar die Auswirkung der Sanktionen Jetzt ist der Kreditmarkt wieder liquider geworden aber es ist immer noch sehr teuer und führt dazu dass wir zurzeit schlichtweg unsere Kredite zu rückführen und nicht wieder aufnehmen Außerdem hatten wir gehofft dass der Rubelkurs gerade die chinesischen Importeure zurückdrängen und so uns helfen würde Die Rechnung ging leider nicht auf Die fatale Wechselkurspolitik der Zentralbank führte dazu dass nach dem Schwächeanfall um die Jahres wende der Rubel über lange Zeit doch viel zu stark war Mit dem starken Rubelkurs waren die Schleusen für chinesische Import materialien weit geöffnet Heute hört man immer wieder die Schlagworte Lokali sierung und Importsubstitution Würden Sie einem noch unentschlossenen ausländischen Unternehmen dazu raten seine Produktion hier zu lokalisieren Ich mag diese Schlagworte überhaupt nicht Es hat ja Gründe dafür gegeben warum Firmen ihre Fabriken nicht vorher hier aufgebaut haben An den Gründen hat sich auch sehr wenig verändert Russland ist ein teurer Produktionsstandort Import substitution ist für meine Begriffe ohnehin nicht das Ziel eines Unternehmens Das Ziel eines Unternehmens muss es sein auf internationalem Markt wettbewerbsfähig zu sein Wir expor tieren 25 Prozent unserer Produkte nach Deutschland und in andere Länder dieser Welt Das ist genau das was uns stark und auch krisenstabiler macht Aber es ist extrem schwierig in Russ land zu produzieren um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein Hinzu kommt dass wir sehr viele Rohmaterialien importie ren müssen und darauf sehr hohe Zölle sind Um auf Ihre Frage zu China zurückzukommen Für unser Roh material Glasfasern bezahlen wir einen Zoll von 13 Prozent das fertige Gewebe darf aber zu 10 Prozent importiert werden Das heißt die russische Regierung subventioniert heute die Chine sen mit drei Prozent auf jedem Fertigprodukt Und das ist kon traproduktiv für die russische Wirtschaft Das liegt daran dass viel zu lange viel zu sehr auf Öl und Gasexporte gesetzt und zu wenig an Leute wie uns gedacht worden ist Was muss denn aus Ihrer Sicht die russische Regierung tun Der russische Finanzminister Anton Siluanow hat kürzlich in Wladimir gesagt der niedrige Ölpreis sei die beste Medizin

Vorschau AHK 100 Fragen 2015 Seite 48
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