Editorial Aktuell schwieriges Geschäft mit langfristiger Perspektive Michael Harms Vorstandsvorsitzender Deutsch Russische Auslandshandelskammer Man kann über Business in Russland Vieles sagen nicht jedoch dass es nicht immer spannend wäre Das gilt in besonderem Maße für die Gegenwart Die Ereignisse der letzen Wochen und Monate in und um die Ukraine haben nicht nur auf diplomatischem Parkett Spuren hinterlassen sie zeigen auf deutliche Auswirkungen auf die Wirtschaft Nach einem durchwachsenen Jahr 2013 setzt sich der Abwärtstrend in Russland leider auch 2014 fort Für das Gesamtjahr wird allgemein von keinem oder einem sehr geringen Wachstum des russischen BIP ausgegangen Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig die Ukraine Krise wirkt in dieser Gemengelage eher verstärkend als ursächlich Mitte des vergangenen Jahres kam die russische Währung mit dem Ende der Politik des billigen Geldes der FED un ter Druck und begann abzuwerten Bis zum Jahresende um fast 20 Prozent Dieser Trend setzte sich auch 2014 fort und erreichte Ende Oktober mit einem Kurs von 54 Rubel für einen Euro seinen vorläufigen Höhepunkt Damit konn te sich Russland entgegen eigener Aussagen der weltwei ten Entwicklung in den Emerging Markets nicht entziehen obwohl anders als z B in Argentinien Brasilien oder der Türkei die Devisenreserven hoch und die Staatsverschul dung sehr gering sind Das führte zu zwei gegensätzlichen Trends Die Ausgaben in Rubel für Staatsbeamte Militär oder Sozialleistungen sanken Dementgegen stiegen die Erlöse für den Export von Erdöl Erdgas und anderen Rohstoffen in Euro oder US Dollar Bis zum Zeitpunkt der ersten Sanktionen war dies eine durchaus willkommene Entwicklung bot sie doch mehr Spielraum für dringend notwendige Investitionen z B in Infrastruktur Aller dings ist der Rohölpreis seit September auf Talfahrt und verschärft die Lage zusätzlich Mit der Zuspitzung der Situation in der Ukraine und der Annexion der Krim kam eine weitere Variable ins Spiel Die Unsicherheit Vornehmlich institutionelle Investoren zogen massiv Geld ab Damit setzte eine Kapitalflucht aus Russland ein der sich über den Wechsel ihrer Guthaben in Euro oder US Dollar auch die Verbraucher anschlossen Der Rubel verlor weiter an Wert und konnte nur durch die Intervention der Zentralbank stabilisiert werden Der Preis dafür war die Erhöhung des Leitzinses um 2 5 Prozent punkte auf 8 und der Zugriff auf die Währungsreserven deren Bestand im Verlaufe eines Jahres um fast 80 Milliar den US Dollar sank Wie stark die deutschen Unternehmen von den aktuellen Entwicklungen betroffen sind lässt der Rückgang der Exporte nach Russland im ersten Halbjahr erahnen Nichtsdestotrotz sehen die in Russland aktiven deutschen Unternehmen die Aussichten für das eigene Unternehmen bis Jahresende optimistisch In Zahlen ausgedrückt erwar ten knapp zwei Drittel gleichbleibend gute oder steigende Umsätze in Russland Diese optimistische Prognose hat ihre Ursache unter anderem im Konsumverhalten der russischen Bevölkerung die wie in anderen Krisen auch eher in hochwertige Konsum oder Luxusartikel investiert als spart Für einen stabilen und tragfähigen Markt spricht auch das ungebrochene Bemühen der russischen Regionen um Investoren Teilweise sind die Regionen hervorragend aufgestellt und stellen durchaus attraktive Bedingungen zur Verfügung Wie intensiv man in Russland an einer Verbesserung der Rahmenbedingungen interessiert ist zeigt der Ende Okto ber veröffentlichte Weltbankreport Ease of Doing Business in dem sich Russland um unglaubliche 30 Positionen auf nunmehr Platz 62 verbessert hat in den Bereichen Geschäft eröffnen 34 Eigentumsregistrierung 12 Vertragsauflösung 14 ist man der für 2018 angestrebten Position 20 schon sehr nahe gekommen bzw besser Nach einer konjunkturellen Belebung der Wirtschaft und der Aufhebung der Sanktionen die allgemein für das dritte Quartal 2015 erwartet werden könnte die deutsche Wirt schaft auch von der Neuausrichtung der Industrie und Geldpolitik profitieren Wobei die Ausrüstung russischer Unternehmen mit weltmarktfähigen Produkten und Technologien im Vordergrund steht Beides Bereiche in denen Deutschland schon traditionell zu den bevorzugten Partnern zählt Perspektive bietet der russische Markt also allemal

Vorschau AHK 100 Fragen 2014 Seite 3
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