29Expertise zum Umgang mit Schädel Hirn Verletzungen BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2016 17 3 3 Prävention Zur Prävention von Concussions werden ver schiedene Maßnahmen diskutiert Schutz ausrüstung Helm Mundschutz Protektoren sicherheitstechnische Maßnahmen Banden Hindernisse Matten spezifische Trainingspro gramme z B zur Stabilisierung und Stärkung der Nackenmuskulatur Regeländerungen z B härtere Strafen oder Herausnahme risikoreicher Situationen Fair Play und Verhaltenskam pagnen sowie Aufklärung bzw Sensibilisierung Der Einfluss dieser Maßnahmen auf die Epide miologie Diagnose Therapie Rehabilitation und das Outcome von Concussions ist nicht hinreichend oder nur heterogen beschrieben Es konnte z B gezeigt werden dass Schutzausrüs tungen in einigen Sportarten die Inzidenz oder den Schweregrad der Concussion positiv beein flussen konnten allerdings führten die gleichen Maßnahmen im Langzeitverlauf zu aggressive rem Verhalten Biasca et al 2002 Die im Rahmen der Expertise systematisch untersuchte Regeländerung im Fußball zeigte dass es zu einer signifikanten Abnahme der Inzi denz aller Kopfverletzungen von 2 37 auf 1 70 pro 1000 Spielstunden nicht jedoch zu einer signifikanten Abnahme an diagnostizierten Concussions kam von 0 61 auf 0 43 p 0 12 bei einem 95 Konfidenzintervall von 0 91 2 17 Für den deutschen Spitzen und Amateursport besteht in diesem Feld hoher Bedarf für die Ent wicklung von Präventionsmaßnahmen und die Überprüfung ihrer klinischen Wirksamkeit 4 Diskussion Die Expertise stellt den derzeitigen Stand im Umgang mit Concussions im deutschen Spit zensport dar Dem aktuellen Stand der interna tionalen Literatur werden die Strukturen und Standards vornehmlich in den olympischen Risikosportarten gegenübergestellt Dabei zeigt sich ein enormes Forschungsdefizit in vielen Bereichen Viele offene Fragen bedürfen einer systemati scheren Erfassung von klinischen epidemiolo gischen und mechanistischen Daten von Con cussions insbesondere unter Berücksichtigung nationaler Besonderheiten damit sich gewon nene Erkenntnisse anwenden lassen Termino logie Definition und Klassifikation von leich ten Schädel Hirn Verletzungen in Deutschland unterscheiden sich wertfrei von denen in anderen Ländern insbesondere im europäi schen Raum und Nordamerika Es existiert derzeit kein allgemein akzeptierter Referenzstandard für die Diagnose von Concus sions Dies erschwert die Validierung klinischer neurophysiologischer kognitiver und psycho logischer laborchemischer und bildgebender Methoden von der Point of Care POC über die innerklinische bis hin zur Rehabilitations phase und trägt zu der vermuteten Dunkelziffer zur Unsicherheit und heterogenem Manage ment in den Verbänden bei Zudem gilt es zu klären welche Variablen mit einer schlechten Prognose nach Concussions assoziiert sind und welche Möglichkeiten es gibt einen komplizierten Verlauf abzuwenden Um zeitnah das Outcome nach sportassoziierten Concussions zu verbessern sollten alle am Sport Beteiligten flächendeckend über Leitlinien und deren Implikationen informiert werden Dazu gehört die sensible Berücksichtigung des Inte ressenskonfliktes zwischen dem kurzfristigen sportlichen Erfolg und dem langfristigen Wohl ergehen des Sportlers bzw der Sportlerin

Vorschau BISp-Jahrbuch 2016/2017 Seite 31
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