27Expertise zum Umgang mit Schädel Hirn Verletzungen BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2016 17 40 der Verbandsärzte der 34 olympischen Spitzensportverbände schätzen das Risiko bei der Ausübung der Sportart eine Concussion zu erleiden für Athletinnen und Athleten ihres Verbands als gering oder mäßig ein 13 der Befragten sehen kein Risiko und immerhin 26 ein hohes oder sehr hohes Risiko in ihrer Sport art Abb 3 2 3 der betreuenden Ärzte haben sportartüber greifend mindestens einmal die Diagnose Con cussion gestellt die Hälfte davon mehr als ein mal 19 Ärzte gaben an bei einer Sportlerin oder einem Sportler bereits mehrfach Concussions diagnostiziert zu haben Als Risikosportarten wurden Spielsportar ten Basketball Eishockey Fußball Handball Sturzsportarten z B Bob Skeleton Ski Reiten Turnen Kampfsport z B Taekwondo Judo und Kontaktsportarten American Football Boxen eingestuft Nur 3 aller Verbände erfassen Kopf Verlet zungen systematisch Wesentliche das Risiko beeinflussende Fakto ren scheinen nach Literaturübersicht und Ein schätzung der Verbandsärzte Alter signifikant höhere Inzidenz und stärkere Symptome bei Kindern und Jugendlichen Geschlecht höhere Inzidenz stärkere Symptome und längere Symp tompersistenz bei Frauen und Sportart höchste Inzidenzdichte im Rugby aufgrund der Popula rität ist in Deutschland die Häufigkeit beim Fuß ball am höchsten zu sein Außerdem bestätigten die Erfahrungen der Befragten die genannten Literaturdaten die ein höheres Risiko im Wett kampf als im Training und im Amateursport als im Profisport berichten 3 2 Diagnostik Die Diagnose Concussion wird auch im Sport primär klinisch gestellt z B mittels Erhebung und Klassifikation verschiedener Symptome Klinische Symptome und Zeichen sind individu ell multidimensional heterogen und treten z T deutlich zeitverzögert auf McCrory et al 2017 Concussions im Spitzensport müssen oft unter großem Zeit und Erfolgsdruck erkannt werden und können durch die Vorgeschichte beeinflusst werden Athletinnen und Athleten erkennen die Symptome evtl selbst nicht direkt weil die Wahrnehmung eingeschränkt sein kann oder weil die Ausprägung bewusst oder unbewusst unterschätzt wird Kaut et al 2003 McCrea et al 2004 Bis dato werden leichte SHTs von Trainerinnen und Trainern Sportlerinnen und Sportlern oft bagatellisiert Tests im Sport sollen direkt am Spielfeldrand das Auftreten und die Schwere einer Concus sion sensibel und sensitiv erfassen Bestehende Tests Testbatterien untersuchen einzelne oder mehrere der genannten Symptomgruppen die durch eine Concussion hervorgerufen werden können Giza et al 2013 McCrory et al 2013 Okonkwo et al 2014 Die in der Literatur und von den Verbandsärztinnen und ärzten am häufigsten genannte Testbatterie ist das Sports Concussion Assessment Tool SCAT welches aktuell in der Version SCAT 5 empfohlen wird McCrory et al 2017 Viele der deutschen Ver bandsärzte wählen für die Verdachtsdiagnostik die Glasgow Coma Scale CGS oder auch die klinische Symptom orientierte Anamnese Nur 8 der Befragten gaben an dass vor der Saison spezifische Baseline Untersuchungen durchge führt würden die zur individuellen Diagnos tik herangezogen werden könnten Aufgrund organisatorisch struktureller Voraussetzun gen in den Verbänden erfolgen Erstdiagnosen auch durch nicht medizinische Laien Trainer Betreuer Physiotherapeuten Laut Interviews werden Sportlerinnen und Sportler nach einer Verdachtsdiagnose Concus sion oft weitergeleitet in die nächstgelegene Kli nik zur 24 stündigen Beobachtung Im Online survey wurde angegeben dass zur vertiefenden Diagnostik und weiterführenden Versorgung Neurologen 64 Neuroradiologen 44 Physiotherapeuten 28 und selten Neuropsy chologen 12 hinzugezogen werden Abb 3 Der Zugriff auf Neuropsychologen scheint in Deutschland laut Interviewaussagen nur einge schränkt möglich da es noch kein flächende ckendes Netz von Experten gibt

Vorschau BISp-Jahrbuch 2016/2017 Seite 29
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