285 BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2016 17 1 Problem Viele Befunde der Wahrnehmungsforschung im Sport weisen darauf hin dass sich hochqualifi zierte Sportlerinnen und Sportler in ihrem Blick verhalten von weniger qualifizierten Sportlern bezüglich der Länge der visuellen Fixationen vor dem Ausführen einer motorischen Aktion unter scheiden Generell scheinen Experten bevor sie beispielsweise die Abwehr eines Angriffsschlags im Volleyball oder einen Freiwurf im Basketball ausführen länger die Spielsituation oder das Ziel zu fixieren als Nicht Experten u a Hoss ner et al 2014 Vickers 1996 Offensichtlich versetzt die länger andauernde abschließende Fixation Quiet Eye hochqualifizierte Sportler in die Lage effizienter Informationen aufzuneh men als weniger qualifizierte Sportler Dies wird mit einer verstärkten Fokussierung der Auf merksamkeit auf die entscheidungsrelevanten Regionen begründet Gonzalez et al 2015 In weiteren Studien zur Problematik des Quiet Eye wurde gezeigt dass psychischer und physiologi scher Stress einen Einfluss auf diese Fixations dauer haben So verkürzten Versuchspersonen bei einem virtuellen Bogenschuss Experiment die Dauer der letzten Fixation vor dem Auslö sen des Schusses während sie unter psycholo gischem Druck handelten Behan und Wilson 2008 In einem ähnlichen Experiment wurden Biathleten von hohem Leistungsniveau sowohl psychischem als auch physiologischem Stress ausgesetzt Bei den darauf folgenden Leistungs tests am Schießstand konnte ebenfalls eine Verkürzung der Quiet Eye Dauer nachgewie sen werden insbesondere bei Personen deren Leistung sich auch nachweislich unter Druck verschlechterte Bemerkenswert war dass einige Versuchspersonen offensichtlich bewusst die Dauer ihrer letzten Fixation verlängerten um auf den negativen Einfluss der Druckbedingun gen zu reagieren Behan und Wilson 2008 Bei diesen Athleten handelte es sich um die Ver suchspersonen die auch unter Stress keine Leis tungseinbußen zeigten Die Autoren schlossen daraus dass eine willkürlich verlängerte externe Fokussierung unter Druckbedingungen das Abfallen der Leistung kompensieren kann Für viele der leistungsrelevanten Spielsituati onen im Badminton wie beispielsweise dem Aufschlagreturn im Doppel und der Abwehr eines Schmetterschlags Gawin et al 2012 gel ten ähnliche Rahmenbedingungen wie bei dem oben geschilderten Experiment von Behan und Wilson 2008 Gerade in bedeutenden Wett kämpfen sind die Athleten den oben genannten Druckbedingungen aus psychischem und phy siologischem Stress ausgesetzt Deshalb besteht auch von Seiten der Trainer des Deutschen Badminton Verbandes DBV ein naheliegendes Interesse an Erkenntnissen über die Auswirkungen von physiologischem Stress auch auf die Wahrnehmung der Athleten Aufgrund der Ergebnisse der oben geschilderten Untersuchungen wurde für das vorliegende Pro jekt die Vermutung getroffen dass eine starke physiologische Beanspruchung auch bei Bad mintonspielern Auswirkungen auf die Wahrneh mung hat insbesondere auf die Dauer der letzten Fixation vor der motorischen Aktion Quiet Eye Dafür sollen einerseits die Fixationen der Spieler in dem entscheidenden Moment vor der motori schen Reaktion untersucht werden Blickstrategien von Badmintonspielerinnen und spielern der nationalen Spitze unter Belastung AZ 072027 16 17 Wolf Gawin1 Projektleitung Udo Fries1 Katharina Zwingmann1 Jasmin Gaudel1 Jan Philipp Stein2 Kevin Koban2 Karsta Kühnlein2 1Technische Universität Chemnitz Fakultät für Human und Sozialwissenschaften Institut für Angewandte Bewegungswissenschaften 2Technische Universität Chemnitz Philosophische Fakultät Institut für Medienforschung

Vorschau BISp-Jahrbuch 2016/2017 Seite 287
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