238 BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2016 17 Förderung der Sozialkompetenz von Trainerinnen und Trainern im Spitzensport 3 Ergebnisse und Diskussion Da das vorliegende Serviceprojekt den dezidier ten Anspruch hat praxisrelevantes Wissen zu kreieren und dieses im Rahmen von Traineraus und fortbildungen zu vermitteln gilt es vor allem nach der Bedeutung der Forschungser gebnisse für die Praxis des Spitzensports zu fra gen Was also so kann man vereinfacht formu lieren lässt sich Trainerinnen und Trainern auf der Basis vorliegender Erkenntnisse sagen Die Antwort auf diese Frage mag zunächst einiger maßen enttäuschend ausfallen denn letztlich können keine eindeutigen Handlungsempfeh lungen gegeben werden wann welche kommu nikativen Strategien sinnvoll erscheinen und wann nicht Aber generell gilt Jedem Ansinnen das beansprucht allgemeingültige Ratschläge auf einer möglichst konkreten Ebene geben zu können ist an dieser Stelle eine Absage zu ertei len weil es von konkreten Individuen und spe zifischen Situationsbedingungen abstrahieren muss Deshalb stellte ein solches Vorgehen in der hier vertretenen theoretischen Perspek tive eine unzulässige Reduktion der gegebenen Komplexität der Trainer Athlet Kommunika tion dar Diese Unmöglichkeit der Produktion von Rezepten macht soziologische Forschung im Spitzensport nicht leicht denn angesichts seiner Erfolgsorientierung giert dieses Feld ja geradezu nach konkreten Empfehlungen die den sport lichen Erfolg wahrscheinlicher machen Hinzu kommt dass diese Erwartungen ja bereits von technologischen Disziplinen wie z B der Trai ningswissenschaft und der Biomechanik erfüllt werden denen es offenkundig besser gelingt kausale Zusammenhänge z B zwischen Trai ningsintensität Bewegungsausführungen und sportlicher Leistung her und der Praxis gegen über darzustellen Solcherlei Rezept Wissen kann soziologische Forschung aber wie gesagt nicht produzieren sie liefert solche Sicherhei ten nicht Vielmehr ist ihr Wissen nur dazu geeignet das Reflexionspotenzial der in der Pra xis tätigen Akteure zu erhöhen also quasi deren interne Komplexität zu steigern Gerade darin aber liegt die Stärke der vorliegen den Studie denn sie macht deutlich dass Trai ner nur durch fortlaufende Beobachtungs und Reflexionsprozesse angemessen mit der prin zipiellen Unwahrscheinlichkeit gelingender Kommunikation und den spezifischen Struk turmerkmalen und Restriktionen der Trainer Athlet Kommunikation umgehen können So sind sie in Trainings und Wettkampfsituatio nen permanent gefordert das Problem der Sys tembildung und Grenzziehung zu lösen Denn bevor Trainer überhaupt Einfluss auf ihre Ath leten nehmen können müssen sie erst einmal wechselseitige Wahrnehmung zwischen sich und den Athleten herstellen und dies kann sich in Abhängigkeit von räumlichen Aspekten von Einflüssen der anwesenden und abwesenden Umwelt der Größe des Interaktionssystems und des jeweiligen Regelwerks der Sportart als durchaus schwieriges Problem erweisen Als nächstes gilt es die Kommunikation ange messen zu strukturieren was beispielsweise unter der Bedingung von Zeitknappheit in Wettkampfsituationen eine thematische Struk turierung und Verdichtung der Kommunikation sowie ein Austarieren von Partizipationschancen für die Athleten notwendig macht Im Hinblick auf das Problem der Verständigung gilt es für Trainer die Kontingenz des Verste hens ernst zu nehmen und die alltagstheoreti sche Vorstellung aufzugeben sie könnten ihre Botschaften direkt in die Köpfe der Athleten hinein transportieren Trainer müssen sich vielmehr einlassen auf komplizierte und fort laufende Prozesse reflexiver Beobachtung und Kommunikation denn nur so gewinnen sie die Möglichkeit einer auf die Systemlogik der Ath leten ausgerichteten Selbstdarstellung und nur so können sie im Gegenzug die Botschaften der Athleten in einer reflektierten Weise deuten Ähnliche Prämissen gelten für das Problem der Steuerung Auch hier müssen sich Trainer von alltagsweltlichen Vorstellungen lösen wonach sie die Kommunikation und darüber auch ihre Athleten direkt und zielgerichtet steuern könn ten Die Autopoiesis und operative Geschlos senheit autonomer Systeme begründet eine grundsätzliche Unwahrscheinlichkeit gelingen der Steuerung Wenn Trainer dennoch in einer intendierten Weise Einfluss auf das Verhalten und Erleben ihrer Athleten nehmen möchten dann müssen sie sich auf einen sehr komplizier ten und indirekten Prozess kontextueller Steu

Vorschau BISp-Jahrbuch 2016/2017 Seite 240
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.