185Teambuilding BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2016 17 ball zu schlagen und so die notwendigen Kom petenzen im Zusammenspiel von Zuspiel und Schlag sichtbar zu machen Dabei spielen auch die in den sozio materiellen Arrangements des Trainings eingesetzten Gegenstände neben Ball Netz und Spielfeld oft auch spielfremde Artefakte wie Tische Bänke und Zielmarkie rungen eine entscheidende Rolle dafür den Fokus der Übungen auf spezifische Details oder Zusammenhänge des Spielvollzugs zu richten auf Handbewegungen Absprung oder Lauf wege auf Angriffsvarianten Abwehrriegel oder die Selbstorganisationsfähigkeit des Teams in den Trainingsspielen am Ende einer jeden Trai ningseinheit vgl Michaeler 2017 Geschaffen werden so Lernsituationen in denen Wissen nicht unidirektional von den Trainern zu den Spielerinnen transferiert wird sondern sich alle Beteiligten gegenseitig in einer Art stil len Pädagogik Bourdieu 1987 S 128 zur kom petenten Teilnahme befähigen vgl Alkemeyer Buschmann 2017 Auch den Trainern wird es erst durch ihre Positionierung in den Übungs arrangements möglich die darin performierten Kompetenzen aus einer geeigneten Perspektive heraus beurteilend zu reflektieren und korri gierend zu intervenieren Mit dem Konzept der wechselseitigen Befähigung in seiner mehrfa chen Bedeutung von in die Lage versetzen in die Lage versetzt werden und in der Lage sein Alkemeyer Buschmann Michaeler 2015 kann beschrieben werden wie sich Teilnehmer aus ihren jeweiligen Positionen heraus immer wieder so gegenseitig ins Spiel bringen dass sie in ihrem Zusammenspiel Übungs und Spiel vollzüge kompetent auszuführen lernen Spielerinnen und Trainer machen in ihren Voll zugshandlungen normative Erwartungen an das Anschlussverhalten ihrer Mitspielerinnen intel ligibel und beurteilen sich dabei fortlaufend praktisch in Bezug auf die Angemessenheit ihrer Aktionen vgl Schmidt 2008 S 131 Indem sie sich in diesem Prozess wechselseitiger Adres sierungen fortlaufend zur Teilnehme befähigen machen sie sich als in kompetente Teilnehmer subjekte anerkennbar vgl Alkemeyer Micha eler 2013a Michaeler 2017 Dabei bedingen der Zeitdruck und die vermittelte Unmittelbarkeit Helmuth Plessner der körperlichen Kommu nikation eine Dringlichkeit die es unwahr scheinlich macht dass die ins Spiel gebrachten Kompetenzen auf reflektierte Entscheidungen zurückzuführen sind vgl Schulz 1995 Ebenso wenig gehen die Vollzugshandlungen auf rein individuelle Intentionen zurück Sie verweisen vielmehr auf einen im Training habitualisierten situationsbezogenen und somit sozialen Spiel sinn der es den Spielerinnen gestattet sich auf die transindividuelle Intentionalität und Eigen dynamik nicht nur des Spiels sondern auch der Übungen einzustellen Insofern motorische Akte überhaupt nur im Sinn konstituierender Bezugsrahmen einer Praktik als Handlungen z B als Ballannahme Zuspiel Angriffsschlag Belehrung Widerspruch oder Kritik identifi zierbar sind hängt auch die Anerkennbarkeit ihrer Urheber als Handlungssubjekte davon ab inwieweit diese in der Lage sind ihr Handeln als Beiträge zur gemeinsamen Spielpraxis intelli gibel zu machen und sich somit anschlussfähig zu halten Michaeler 2016 S 392 Spielsinn zeigt sich ausschließlich in einem als kompetent anerkannten Vollzugshandeln Er ist kein bewusst einsetzbares Vermögen autono mer Subjekte sondern ein implizites Wissen der in Praktiken engagierten und folglich relational aufeinander bezogenen Körper Als ein solches Wissen bedingt er ein achtsames und intelligen tes Handeln das sich von einem bloß automa tisierten Gewohnheitsverhalten unterscheidet vgl Ryle 1969 S 50 Er ermöglicht es viel mehr Situationen quasi intuitiv zu deuten und die sich aus der Kontingenz des Übungs oder Spielgeschehens ergebenden Situationspotenti ale flexibel und kreativ zu nutzen Die im Trai ning eingespielten Spielverfahren bieten dabei als Orientierungsrahmen eine gewisse Hand lungssicherheit vgl Michaeler 2016 Michaeler 2017 Entsprechend wird Spielsinn im Training nicht über eine Automatisierung vorgegebe ner Bewegungs und Spielabläufe in stumpfen Wiederholungen ausgebildet sondern dadurch dass die Spielerinnen in den sozio materiellen Arrangements des Trainings unterstützt von den Trainern Erfahrungen machen indem sie sich im Modus praktischen Reflektierens vgl Bourdieu 2001 S 209 mit den Notwendigkeiten und Möglichkeiten von Spielsituationen ausein andersetzen vgl Michaeler Alkemeyer o J Über dieses Machen d h das Herstellen spiel

Vorschau BISp-Jahrbuch 2016/2017 Seite 187
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