183 BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2016 17 1 Problem Sportteams sollen im Training so ausgebil det werden dass sie in ihren Spielen dauerhaft erfolgreich spielen können Dabei stehen sie vor dem Problem dass sich Sportspiele trotz der Vorgaben durch die Spielregeln in einer figurativen Eigendynamik entfalten die sich in ihrer konstitutiven Handlungsunsicherheit nur bedingt planen und von außen kontrollie ren lässt Alkemeyer 2009 Aus diesem Grund bleiben Spielgestaltung und kontrolle ein orga nisationales Dauerproblem das ein Team unter Bedingungen höchster Dringlichkeit fortlau fend praktisch zu lösen hat Üblicherweise wird die Ausbildung von kollekti ver Spielfähigkeit aus einer handlungstheoreti schen Perspektive reflektiert Training wird dann als ein Transfer expliziten Wissens und Könnens begriffen der die einzelnen Spieler bzw Spie lerinnen in die Lage versetzen soll im Spiel spiel und situationsadäquat zu handeln und sich miteinander zu koordinieren Handeln wird dabei als Umsetzung bewusster Entscheidungen gedacht die Automatisierung von Körpertech niken soll dazu beitragen die Aufmerksamkeit auf die Notwendigkeiten des Zusammenspiels richten zu können Beobachtet man Sportspiele hingegen aus praxistheoretischer Sicht als eine körperlich vollzogene kollektive Praxis dann rücken Probleme in den Fokus die in den Sport und Trainingswissenschaften bisher kaum in dieser Form in den Blick genommen wurden Ein Wechsel von der handlungstheoretischen in eine praxistheoretische Perspektive erlaubt es vor allem ein implizites sich dem Bewusstsein von Trainern und Trainerinnen bzw Spielern und Spielerinnen überwiegend entziehendes und nicht individuell zurechenbares theoreti sches wie praktisches Wissen in den Blick zu nehmen das in Training und Spielen mobilisiert werden muss damit ein Team als ein Kollek tivsubjekt Alkemeyer Bröckling Peter i E unter dem hohen Zeitdruck des Wettbewerbs kompetent spielen kann 2 Methode Vor diesem Hintergrund wurden die Teambuil ding und Ausbildungsprozesse in einem weib lichen Volleyballteam ethnographisch darauf hin untersucht wie es gelingt in aufeinander aufbauenden Übungen und Trainingseinheiten einen transindividuellen Spielsinn Bourdieu 1987 S 122ff im Sinne eines praktischen Wis sens Könnens und Verstehens auszubilden der für die Spielfähigkeit einer Mannschaft uner lässlich ist Dafür wurde das Training des Teams über eine Spielsaison fast ein Jahr beobach tend begleitet Alle Beobachtungen wurden in Feldprotokollen Feldnotizen und Videoauf zeichnungen festgehalten Über Gespräche und Interviews wurde zudem versucht auf das vol leyballspezifische Ethnowissen der Akteure zuzugreifen um vor seinem Hintergrund die eigenen Beobachtungen und Hypothesen zu reflektieren und neu zu justieren Im Fokus der Beobachtungen standen die distinkten Bündel organisationaler Praktiken und sozio materi eller Arrangements Schatzki 2002 mit denen für das Zusammenspiel notwendige aber nur diffus vorhandene Dispositionen Ryle 1969 mobilisiert und zielgerichtet als spielspezifi Teambuilding Eine ethnografische Studie zum Verhältnis von Organisation und Disposition im professionellen Volleyball AZ 070904 14 15 Matthias Michaeler Thomas Alkemeyer Projektleitung Universität Oldenburg Fakultät IV für Human und Gesellschaftswissenschaften Institut für Sportwissenschaft Lehrstuhl für Soziologie und Sportsoziologie

Vorschau BISp-Jahrbuch 2016/2017 Seite 185
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