135Kraftasymmetrie der Beinstrecker BISp Jahrbuch Forschungsförderung 2016 17 4 Diskussion Der Hauptbefund der vorliegenden Studie bestand in der Stärke der Zusammenhänge zwi schen den Muskelvolumen und Kraftasym metrien einerseits und den Asymmetrien der willkürlichen Aktivierungsfähigkeit und den Kraftasymmetrien andererseits Diese Ergeb nisse stützen die Befunde von Maffiuletti et al 2016 die im Unterschied zu der vorliegenden Studie die morphologischen Eigenschaften der Quadricepsmuskulatur anhand von maximalen Nervenstimulationen bei entspannter Muskula tur resting twitch torque ermittelten Die For schungsgruppe validierte die ITT für die Unter suchung von Kraftasymmetrien und konnte durch das angewendete Regressionsmodell 41 der Varianz aufklären Dieser Wert konnte durch die verwendeten Methoden in der vor liegenden Untersuchung sogar auf 50 erhöht werden Des Weiteren wurde der Ansatz in der vorliegenden Studie auf dynamische MVC bei unterschiedlichen Bewegungsgeschwindigkei ten ausgeweitet Dabei war festzustellen dass die Vorhersagekraft der Regressionsmodelle bei dynamischen Kontraktionen insgesamt gerin ger ausfiel Begründet war dies darin dass die Stärke der Zusammenhänge zwischen den Akti vierungsasymmetrien und der Kraftasymmet rien mit steigenden Bewegungsgeschwindigkei ten abnahm und bei 180 s nicht einmal mehr statistisch signifikant war Dies lag vermutlich daran dass die VA unter isometrischen Bedin gungen erfasst wurde Es bleibt festzuhalten dass die standardisierten Beta Gewichtungen der Muskelvolumenasymmetrien sowohl bei den dynamischen als auch bei den isometri schen MVC stets deutlich größer ausfielen als die der Aktivierungsasymmetrien Damit klären die Seitenunterschiede der Muskelvolumina die Varianz der Kraftasymmetrien stärker auf als die Aktivierungsasymmetrien Der grundsätzliche Zusammenhang zwischen dem Muskelvolu men und der Maximalkraftfähigkeit einerseits Cormie Mcguigan Newton 2011 Folland Williams 2007 Masuda et al 2003 Thomas et al 2015 sowie der neuronalen Ansteuerung der Muskulatur und der Maximalkraftfähigkeit andererseits Häkkinen et al 2000 Ivey Roth et al 2000 Ivey Tracy et al 2000 Mizner et al 2005 ist hinlänglich bekannt und unbestrit ten Der Wert der vorliegenden Arbeit liegt in der Erkenntnis dass sich sowohl willkürliche Aktivierungsasymmetrien als auch in höhe rem Maße Muskelvolumenasymmetrien auf die Ausprägung von Kraftasymmetrien der unteren Extremität bei Spitzensportlern auswirken Wie einleitend beschrieben erhöhen bilaterale Kraftasymmetrien der kniegelenkumgreifenden Muskulatur in Höhe von 10 und mehr nach weislich das Verletzungsrisiko von Spitzensport lerinnen und Spitzensportlern Croisier 2004 Freckleton Pizzari 2012 Knapik et al 1991 Die Ergebnisse der vorliegenden Studie erga ben dass viele Sportlerinnen und Sportler trotz deutlich erhöhten Kraftasymmetrien uneinge schränkt am Trainings und Wettkampfbetrieb partizipieren und damit ein erhöhtes Verlet zungsrisiko eingehen Der Gruppenvergleich zeigte weiterhin dass die Versuchspersonen der KASY signifikant höhere Kraftasymmetrien auf wiesen als die der KG Damit war die angestrebte Gruppeneinteilung zumindest in diesem Punkt erfolgreich Die unterschiedliche Probandenan zahl der Untersuchungsgruppen verdeutlichte allerdings dass das Gruppen Matching nicht wie geplant erfolgen konnte Manche Athletin nen und Athleten erfüllten in der Hauptunter suchung gegensätzlich zum Screening nicht mehr die Einschlusskriterien für die KASY und wurden demnach der KG zugeteilt Dies wirft die Frage nach der Zuverlässigkeit der Messer gebnisse hinsichtlich der Kraftasymmetrien der unteren Extremitäten auf Dementgegen stehen die Befunde von Dirnberger Wiesinger Kös ters und Müller 2012 die die Reliabilität von maximalen Knieextensionen mit Intraklassen Korrelationskoeffizienten Intraclass correlation coefficients ICC von 0 90 0 98 bzw 0 94 0 98 angaben Die Pausen zwischen den Kraftmes sungen betrugen in dieser Untersuchung aller dings maximal 72 h In der vorliegenden Studie betrug der Zeitabschnitt zwischen den Vorun tersuchungen und den Hauptuntersuchungen aus organisatorischen Gründen im Mittel vier Wochen Es muss also eher davon ausgegangen werden dass sich in der Zeit zwischen Screening und Hauptuntersuchung das Ausmaß der Kraft asymmetrien bei manchen Probanden verän dert hat

Vorschau BISp-Jahrbuch 2016/2017 Seite 137
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