Selbstfahrendes Taxi Vision 67 03 2015 Taxifahren ist mittlerweile zu einem entspannten Erlebnis geworden Über eine App ordert man sich eines der vielen Robo Taxis die seit Kurzem auf den Straßen unterwegs sind In kürzester Zeit steht das Vehikel das weder über ein Lenk rad noch eine erkennbare Heck oder Frontseite verfügt vor einem Der Innenraum lädt zum Plausch man sitzt sich wie am Restauranttisch gegenüber Ginge es nach dem US ameri kanischen Startup Zoox könnte so die Realität im Jahr 2020 aussehen Das Team aus Designern und Ingenieuren arbeitet derzeit an einem vollautomatisierten Taxi das optisch sowie technologisch nur noch entfernt etwas mit beispielsweise den gelben Cabs zu tun hat die täglich die Straßen New Yorks verstopfen Die Vision eines Taxis der Zukunft ist ein luxuriö ses sportlich daherkommendes Elektrofahrzeug das durch die autonomen Funktionen einen Fahrer überflüssig macht Informationen über Details des Projekts sind schwer zu bekom men Das Startup befindet sich nach eigenen Aussagen derzeit im sogenannten Stealth Mode Auf Nachfrage von carIT heißt es bei Zoox man wolle sich im Moment auf die internen Ziele konzentrieren Auskünfte gegenüber Medien über den Fort gang des Projektes gebe es keine Eine Strategie die die Gro ßen der Branche hellhörig werden lassen könnte Doch trotz der Geheimkrämerei kursieren bereits erste Entwürfe des Future Cars im Netz Auf den Illustrationen ist ein designorientiertes schwarz grünes Gefährt mit Flügeltüren zu sehen in dessen In neren vier Personen sich direkt gegenüber sitzen können Das Fahrzeug läuft unter dem Codenamen L4 was vermutlich eine Anspielung auf die Einstufung der Fahrzeugautomatisierung durch die US Verkehrsbehörde NHTSA ist Level 4 ist die Stufe der vollständigen Automation Die Designsprache des Prototyps erinnert ein wenig an die Fahrzeugstudie F015 die Mercedes Benz erstmals auf der Consumer Electronics Show CES in Las Vegas der Öffentlichkeit präsentierte Im Gegensatz zu seinem Artverwandten aus Stuttgart besitzt der lenkradlose L4 jedoch keine Front oder Heckscheibe und soll in beide Richtungen gleichermaßen beweglich sein Zu Beginn des Jahres hat sich die 2014 gegründete Zoox Lab Inc eine ehemalige Feuerwehrstation auf dem Gelände des Stanford Linear Accelerator Centers SLAC in Menlo Park ge mietet um mit ersten Tests des fahrerlosen Prototyps zu begin nen Federführend sind der Informatiker Jesse Levinson der zuvor an der University of Stanford bereits über zehn Jahre zum Thema autonomes Fahren geforscht hatte und Tim Kent ley Klay ein australischer Designer und Unternehmer Beide wollen mit finanzieller Unterstützung privater Investoren und wissenschaftlicher Hilfe durch die Universität in Stanford ihre Vorstellung eines vollautonomen Robo Taxis verwirklichen Unsere Vision ist es ein Fahrzeug ohne Lenkrad und Arma turenbrett zu kreieren sagte Kentley Klay noch vor der Phase des Schweigens Es wird eines der fortschrittlichsten auto matisierten Autos auf dem Planeten sein Neuere Leaks zum Fortgang von L4 zeigen jedoch noch ein klobiges vierrädriges Hightech Konstrukt mit dem zunächst die technologischen Grundlagen für das spätere Robo Taxi ausgetüftelt werden sol len Der Erlkönig basiert auf einem Forschungsfahrzeug der schwedischen Königlich Technischen Hochschule KTH des sen Räder unabhängig voneinander gelenkt gebremst und ge neigt werden können Für erste Fahrtests kann das Startup die nicht öffentlichen Straßen auf dem Areal des Stanford Linear Accelerator Centers nutzen ein weiterer Vorteil um sich vor den Blicken potenzieller Konkurrenten zu schützen Die Macher von Zoox allen voran Tim Kentley Klay sahen mit dem Aufkommen des aktuellen Lieblingsthemas der Autoher steller dem autonomen Fahren ihre Chance auf einen Start platz im Rennen um die Technologieführerschaft gekommen In seinem Blog Thingsivemade com schreibt Kentley Klay über die Gründung einer autonomous mobility company Ich weiß es klingt absurd aber wenn man die Mobilitätspro bleme denen wir gegenüberstehen neben der Vorstellung was die Automatisierungstechnologie erlaubt durchdenkt wäre es wahnsinnig es nicht zu tun Bereits 2013 nahm der Australier eine halbe Weltreise auf sich um mit Autoherstellern Tech nologieunternehmen und Forschungseinrichtungen seinen Traum zu teilen Einer seiner Ansprechpartner war Anthony Levandowski ein Ingenieur bei Google X der ambitionierten Ideenschmiede in Mountain View Kentley Klay erhielt Zugang zum Forschungslabor wo Google an seinem eigenen Kon zept eines autonomen Taxis arbeitet Im Gegenzug offenbarte Kentley Klay seine Ideen Ob der Internetriese für sein ein Jahr später vorgestelltes fahrerloses Vehikel von den Ansätzen Kent ley Klays profitieren konnte ist lediglich Spekulation Gewiss jedoch haben die neuerlichen Vorstöße der großen Wettbe werber zu der Verschwiegenheit bei Zoox geführt Denn neben Google ist auch der Guerillero der Branche Uber sehr an der Entwicklung selbstfahrender Taxis interessiert Zusammen mit der Carnegie Mellon University hat der Fahrdienstvermittler ein Forschungszentrum gegründet und bereits erste Versuchs träger ausgestattet mit aufwendiger Sensortechnik auf den Straßen Pittsburghs getestet Trotz der enormen Konkurrenz sieht das kleine Startup seine Chancen und geizt nicht mit Selbstbewusstsein Diese Startup Garage wird die letzte Startup Garage sein kündigte Kentley Klay bei der Bekanntgabe der Zusammenarbeit mit dem SLAC vollmundig an Der erste fahrtüchtige Prototyp des L4 soll Ende 2016 der Öffentlichkeit präsentiert werden die straßentaug liche Version spätestens 2019 Bis dahin wird sich zeigen ob Zoox zu einem David auf dem Schlachtfeld des autonomen Fahrens werden kann oder wie es so häufig geschieht von übermächtigen Goliaths geschluckt wird Autor Yannick Polchow

Vorschau carIT 3 2015 Seite 67
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