48 Mission Interview 03 2015 Freihandel Unsere Hersteller und Zulieferer sind auf offene Märkte angewiesen Bedauerlicherweise stellen wir aber fest dass die Tendenz zu protektionistischen Maßnahmen weltweit anhält Die EU Kommission hat seit 2008 weltweit rund 400 neue protektionistische Maßnahmen registriert Fortschritte diesbezüglich sehen also anders aus In den vergangenen 15 Jahren waren die Fortschritte in diesem Bereich tatsächlich überschaubar deswegen haben wir uns auf bilaterale Abkommen konzentriert Wenn Europa und die USA mit dem transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP gemeinsam die Tür aufstoßen wäre das ein weltweites Zeichen Fatal hingegen wäre es wenn in den kommenden Monaten nicht TTIP unter Dach und Fach kommt sondern die Vereinigten Staaten mit Asien und den pazifischen Staaten ein ähnliches Abkommen auf den Weg bringen Dann würden wir in Europa große Chancen verspielen Wenn wir Sie richtig verstehen Unser Wohlstand hängt an diesem Abkommen Zu einem erheblichen Teil Wir können den erarbeiteten Wohlstand in Deutschland und Europa nur behalten wenn es uns gemeinsam gelingt den frischen Wind des Welthandels als Chance zu nutzen Wir können und wollen uns nicht in eine windstille Ecke zurückziehen Zurück zum Connected Car Beim VDA ist die Koordinierungsstelle vernetztes und automatisiertes Fahren angesiedelt Wie sieht die konkrete Aufgabenstellung aus Die Koordinierungsstelle beim VDA versucht vor allem die strategischen Interessen der Automobilindustrie zu bündeln um daraus eine zielführende Roadmap zu erstellen Auf dieser Roadmap steht zum Beispiel wie wir uns das hochautomatisierte Fahren im Jahr 2020 vorstellen Stichwort Parken Das Auto soll sich bis dahin elektronisch gesteuert seinen Platz im Parkhaus suchen Dazu brauchen wir die Begleitung der Politik und die notwendigen rechtlichen Regeln auch in Bezug auf das Wiener Abkommen Beim vollautomatisierten Fahren werden die rechtlichen Ansprüche dann noch komplexer Das alles muss man koordiniert angehen Die Unter nehmen wissen dass sie die wachsenden Herausforderungen nicht alleine stemmen können Einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg in eine vernetzte Zukunft bildet die Infrastruktur 80 Prozent des Personenverkehrs schultert in Deutschland der Pkw 73 Prozent des Güterverkehrs der Lkw Tendenz steigend Auf der anderen Seite fehlt es an Investitionen ins Straßennetz Der Bedarf beträgt rund 8 4 Mil liarden Euro die Investitionen liegen aber gerade mal bei durchschnittlich 5 3 Milliarden Euro Wir reden also von einer sich verschärfenden Unterfinanzierung Welche Forderungen erhebt der VDA in Richtung regierendes Berlin In den 1990er Jahren hatten wir hohe Investitionen in die Infrastruktur Das hing mit der Wiedervereinigung zusammen Danach wurde das Engagement deutlich zurückgefahren mit der Konsequenz dass wir zehn bis 15 Jahre lang die Infrastruktur vernachlässigt haben Jetzt ist eine Kurskorrektur zwingend notwendig und wird auch vollzogen In der mittelfristigen Finanzplanung wachsen erstmals wieder die Infrastrukturinvestitionen so dass wir uns gemessen an der Kaufkraft in den Größenordnungen der 1990er Jahre bewegen Aber klar ist auch Ein solches Konzept muss man auch zehn Jahre durchhalten Nur dann ist eine strategische Klarheit gewährleistet Daran glauben Sie Ich erwarte dass die Bundesregierung bei ihren Aussagen bleibt und die geplanten Erhöhungen bestätigt Nur dann kann man den massiven Nachholbedarf den es derzeit vor allem in Westdeutschland gibt schließen Wir reden hier von einer nationalen Aufgabe Wir brauchen ein klares Bekenntnis zur Infrastruktur Brauchen wir nicht sogar ein Sonderprogramm um die Infrastruktur hierzulande nicht nur nachhaltig aus zubessern sondern künftig fit zu machen für die Vernetzung zum Beispiel für die wohl immer wichtiger werdende Car to X Kommunikation Das muss die strategische Aufgabe sein und zwar in finanziellen Größenordnungen wie zur Wiedervereinigung Ich werbe für ein Programm über zehn Jahre Da die mittelfristige Finanzplanung deutliche Mehreinahmen aus Steuern unterstellt brauchen wir für ein solches nationales Projekt keine Steuererhöhungen Wir benötigen nicht einmal eine Pkw Maut Wir müssen uns nur auf Investitionsleistungen einigen Und die beteiligten Minis terien sollten bei der Digitalisierung von Fahrzeugen und Infrastruktur eng kooperieren Es geht letztlich für Deutschland um nichts Geringeres als die industrielle Leitnation zu bleiben Das Interview führten Ralf Bretting und Hilmar Dunker

Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.