03 2015 44 Mission Integrationsplattformen Apps auf fahrerspezifische Einstellungen wie etwa die Sitzver stellung zugreifen Noch einen Schritt weiter geht BMW bei seinem i3 dort kann sogar eine App die Einstellungen und Daten des Fahrzeugs einsehen Diese App die auf Samsung Uhren läuft kann beispielsweise den Standort des Autos aus lesen oder die Klimaanlage fernsteuern Die Implementierung weitergehender Funktionen liegt damit meistenteils nicht in den Händen der Digital Player sondern der Fahrzeughersteller und ihrer Zulieferer Zwar hätten die Digital Player nur allzu gerne Zugriff auf den CAN Bus der Fahrzeuge und damit auf die fahrzeugrelevanten Daten Diesen Wunsch tragen sie bei Verhandlungen über die Smartphone Integration auch regel mäßig an die OEMs heran wie aus Managerkreisen berichtet wird Doch damit würden die Autohersteller ihren wichtigsten Trumpf aus der Hand geben Der Dreh und Angelpunkt für das digitale Fahrzeug und die darauf aufbauenden Services und Geschäftsmodelle bleibt daher die Head Unit der Autos Dort laufen die Datenströme zusammen dort werden sie sortiert bearbeitet neu zusam mengestellt und für neue Services aufbereitet Um solche An wendungen aufzunehmen verfügt sie über die erforderliche informationstechnische Infrastruktur in Gestalt von Prozes sorleistung Speicherkapazität Firewalls und Kommunika tionseinrichtungen Zwar bieten einige Fahrzeughersteller auch die Möglichkeit an Apps aus dem virtuellen Handy Shop direkt auf der Head Unit laufen zu lassen Das geht in dessen nur bei dem Android System Apples Betriebssystem iOS ist zumindest einstweilen nicht für Head Units verfügbar Von Installation und Betrieb von Android Apps raten Insider allerdings ab Allzu weit bleiben die Produktpflege und die Updatepolitik der Android Anbieter hinter den Standards der Autoindustrie zurück Auf der Mensch Maschine Schnittstelle läuft eine Vielzahl von Betriebssystemen angefangen von Microsoft Windows Derivaten bei Fiat und Chrysler über die Systemsoftware VxWorks der Intel Tochter Wind River bis zu der QNX Car Platform die das Betriebssystem Neutrino ein schließt Mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent ist der kanadische Anbieter QNX das Schwergewicht im Markt für Auto Betriebssysteme Das Mercedes Infotainmentsystem Co mand Online beispielsweise nutzt QNX ebenso Fords Sync III und viele viele andere Systeme Es könnte allerdings sein dass die beste Zeit für QNX sich dem Ende zuneigt Diverse Autohersteller darunter Daimler BMW Nissan Renault und Volvo haben sich in einem Konsortium zur Entwicklung eines Betriebssystems zusammengefunden das auf Linux basieren und speziell für die Belange der Head Unit maßgeschneidert sein soll Dieses System Genivi ist mehr als nur ein Betriebssystem es handelt sich um ein Framework mit vielen vorkonfigurierten Funktionen und Schnittstellen Diese Konstellation so Genivi Präsident Matt Jones unterstützt Ent wickler dort mit Softwareroutinen für Standardfunktionen wo eine Differenzierung wegen des hohen Reifegrades ohnehin nicht so sinnvoll erscheint Gleichzeitig so Jones erlaubt sie aufgrund ihres Framework Konzepts die Einbindung eigener Software überall dort wo der Kunde es wünscht Niemand kauft ein Auto wegen seines Betriebssystems sagt Jones Genivi ermöglicht es Entwicklern auf der Anwendungsebene innovative Funktionen zu erschaffen Die Beteiligung großer OEMs an dem Gemeinschaftsprojekt könnte sich lohnen Sie erhalten damit eine wichtige Basis für die Beteiligung an digi talen Geschäftsmodellen Autor Christoph Hammerschmidt Welche Überlegungen sind wichtig für die Gestaltung der Soft ware in der Head Unit BMW verkauft seit mehr als 15 Jahren Fahrzeuge mit eigenstän diger Connectivity mit eigener SIM Karte Wir stützen uns nicht auf Tethering sondern konzentrieren uns auf den Mehrwert für den Fahrer Es ist für uns sehr wichtig dass wir die Gestaltung der Be nutzerschnittstelle ebenso in der Hand behalten wie die Kontroll meldungen aus dem Auto Welche Rolle spielen dabei die Handy Betriebssysteme Wir haben Kunden mit den unterschiedlichsten Betriebssystemen ebenso solche ganz ohne Handy Sogar in den USA besitzen nur 50 Prozent der Fahrer ein Smartphone Wir müssen sicherstellen dass hier niemand ausgegrenzt wird indem wir möglichst viele Smartphone Welten integrieren Denn mit der Entscheidung für eines dieser Ökosysteme ist eine Vorentscheidung für den Zugang zum Kunden verbunden auch was Zahlungsströme anbelangt Wir wollen den Kunden in unserem Ökosystem halten Welche Betriebssysteme organisieren die Anwendungen in BMWs Head Units Wir nutzen Autosar OS in den meisten Fahrzeugsteuergeräten Das ist ein De facto Standard mit kleinem Footprint und sehr guten Latenzzeiten In den Infotainment Head Units setzen wir QNX ein In der nächsten Generation wird dann mit Yocto Linux ein Open Source Betriebssystem aus dem Genivi Umfeld in die Head Units kommen das vielfältige Möglichkeiten zur Integration von Geräten und Anwendungen der Consumer Elektronik bietet Interview Simon Euringer Leiter Baukasten Head Unit BMW

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