Car to X Kommunikation Mission 41 03 2015 Maut wirkt Oder anders formuliert Technik ist nicht un bedingt wirkungsvoller als Geld Modelle und Simulati onen von Verkehrsszenarien bei denen durch technische Maß nahmen der Verkehrsfluss gesteigert werden soll liefern meist Verbesserungen im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Prozentbereich Ergebnisse in derselben Größenordnung resul tieren auch aus Szenarien die die Folgen von Mautgebühren untersuchen Denn aufgrund der zusätzlichen Kosten steigen mehr Menschen auf Alternativen zum Auto um und tragen da durch indirekt zu einem flüssigeren Verkehr bei und zu einem überproportional sinkenden Kraftstoffverbrauch weil es weni ger Situationen mit spritfressendem Stop and Go gibt Nicht umsonst heißt die Mautgebühr in London Congestion Charge sagt der Verkehrsforscher Markus Friedrich von der Universität Stuttgart Wünschenswert wäre eine Maut bei der die Gebüh ren für Autobahnen und Bundesstraßen niedriger sind als für nachgeordnete Straßen um Ausweichverkehr zu vermeiden Aber natürlich sind technische Maßnahmen politisch und ge sellschaftlich viel leichter umzusetzen als eine Maut Ist weniger am Ende mehr Es reicht wenn eine Minder heit der Fahrzeuge die Car to Car Kommunikation nutzt um den Verkehrsfluss zu verbessern Dies konnten zum Beispiel der Verkehrsforscher Michael Schreckenberg und seine Mit arbeiter von der Universität Duisburg Essen mit Simulationen zeigen In der Simulation senden die ertüchtigten Fahrzeuge periodisch ein Signal aus anhand dessen die anderen Car to Car kommunikationsfähigen Fahrzeuge erkennen wann der Zusammenbruch des Verkehrs droht Die Fahrer der benach richtigten Fahrzeuge halten deshalb einen größeren Abstand zu ihrem Vordermann und verhindern so im Idealfall die Staubildung Die Simulation zeigte dass ein positiver Effekt bereits bei Ausstattungsquoten unterhalb von zehn Prozent er kennbar ist sagt Schreckenberg Bei einer Ausstattungsquo te von mehr als 30 Prozent konnten wir dagegen kaum noch Verbesserungen erkennen Aus Sicht des Gesamtverkehrs wür de es also womöglich schon ausreichen wenn die Premium anbieter die Car to Car Kommunikation in ihre Fahrzeuge brächten und alle anderen darauf verzichten könnten Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu anderen Simulationen bei denen der Nutzen auch noch bei Ausstattungsraten von 80 Prozent steigt Ein Beispiel sind Simulationen die im Rahmen von SimTD durchgeführt wurden einem der Vorzeigeprojekte der vergangenen Jahre wenn es um Belege für den Nutzen der Car to Car Kommunikation geht Zeitgewinne bringen dem Einzelnen wenig Verschiedene Simulationen untersuchen die Frage wie sich die Car to Car Kommunikation auf die Zahl der Unfälle und die Zahl der Schwerverletzten auswirkt und schätzen den entstehenden volkswirtschaftlichen Schaden ab Welche Folgen die Car to Car Kommunikation für die Reisezeit hat scheint eine direkt damit gekoppelte Frage zu sein Aber auch schon eine volle Straße ohne jegliche Unfälle führt zu einer langsameren Fahrt In der zuvor geschilderten Simulation der Universität Duis burg Essen kommt Verkehrsforscher Michael Schreckenberg zu dem Schluss dass sich die Reisezeit nur noch um zwölf statt um 22 Prozent verlängert wenn jedes zehnte Fahrzeug kommunizieren kann Im Feldversuch SimTD hieß es in der Abschlusspräsentation des Verkehrsforschers Fritz Busch von der Technischen Universität München dass sich die mittleren Reisezeiten aller Fahrzeuge bei einer höheren SimTD Ausstat tungsrate um maximal sieben Prozent verringern Bezogen auf eine Stunde Reisezeit liegt die Verbesserung also in beiden Fällen in der Größenordnung von fünf Minuten Das kann da bei helfen einen Termin noch rechtzeitig zu erreichen aber später losfahren wird man deswegen wohl kaum Voll ist voll Autobahnen und Bundesstraßen ohne Kreuzungen sind in Deutschland die Strecken mit der höchsten Kapazität 2000 Fahrzeuge rollen dort pro Stunde und Fahrstreifen an ei ner bestimmten Stelle vorbei Diese Zahl ergibt sich aus der Regel dass der Abstand zwischen Fahrzeugen aus Sicherheits gründen halben Tacho oder zwei Sekunden betragen soll er klärt Verkehrsforscher Markus Friedrich Beträgt der zeitliche Abstand zwischen zwei Fahrzeugen zwei Sekunden so ent spricht das in einer Stunde 1800 Fahrzeugen Da Messungen zeigen dass die Zeitabstände auf den Autobahnen im Mittel eher bei 1 8 Sekunden liegen ergibt sich die genannte Zahl der 2000 Fahrzeuge Friedrich und seine Mitarbeiter konnten mit ihren Messungen nachweisen dass zu Zeiten mit einem hohen Anteil an Pendlern die stündliche Kapazität eines Au tobahnfahrstreifens sogar auf bis zu 2300 Fahrzeuge steigen kann In einer vertrauten Umgebung schaffen es die Fahrer also die Zeitabstände noch weiter zu verkürzen ohne dass der Verkehr zum Erliegen kommt Wenige Fahrstreifenwechsel und alle Fahrzeuge mit gleicher Geschwindigkeit sind Voraus setzungen für so eine erfolgreiche Verdichtung des Verkehrs Mit anderen Worten Der Einzelne muss auf seinen vermeint lichen Vorteil zugunsten der Allgemeinheit verzichten Ist die Verkehrsnachfrage größer als die Kapazität helfen auch keine technischen Maßnahmen mehr weil ein Mensch den zeitlichen Idealabstand von 1 6 bis 1 8 Sekunden dann nicht mehr einhal ten kann so Friedrich Um die Leistungsfähigkeit einer viel befahrenen Strecke kurzfristig noch weiter zu steigern bleibt dann nur die Freigabe des Seitenstreifens sagt Friedrich Künftig kann auch das autonome Fahren die Situation entspan nen Denn die Hälfte des Zeitabstands geht auf die Reaktions zeit des Fahrers zurück erklärt der Verkehrsforscher und die entfällt bei einer Maschine natürlich Autor Michael VogelFo to C o nt in en ta l max

Vorschau carIT 3 2015 Seite 41
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