22 Strategie Interview 03 2015 Rupert Stadler Vorstandsmitglied der Daimler AG Konzernforschung Mercedes Benz Cars Entwicklung Rupert Stadler studierte an der Fachhochschule Augsburg Betriebswirtschaft mit den Schwerpunkten Unterneh mensplanung Controlling sowie Finanz Bank und Investitionswirtschaft Nach seinem Abschluss als Diplom Be triebswirt begann er seine berufliche Laufbahn bei der Philips Kommunikations Industrie AG in Nürnberg 1990 wechselte Stadler zur Audi AG Seit 1 Januar 2007 ist der Honorarprofessor Vorsitzender des Vorstands 2010 erfolgte zudem die Berufung in den Vorstand der Volkswagen Aktiengesellschaft Sie haben auf der diesjährigen Consumer Electronics Show in Asien gesagt die Digitalisierung wird die Gesellschaft nachhaltiger verändern als die erste industrielle Revolution Wie sieht denn die automobile Welt im Jahr 2030 Ihrer Meinung nach aus Immer bessere vernetzte Assistenzsysteme werden den Stress für den Fahrer in schwierigen Verkehrssituationen reduzieren und die Sicherheit erhöhen Dank Online Sensorik mit der das Verkehrsgeschehen erfasst wird und leistungsfähiger Datennetze werden unsere Autos immer intelligenter und können entscheiden In immer mehr Fahrsituationen kann der Fahrer dem Auto die Fahraufgabe übertragen und sich anderen Dingen widmen Dazu wird das Auto zum nahtlos vernetzten Mobile Device und der Fahrer wird überall mit der Cloud und der digi talen Welt verbunden sein So werden ganz neue gesamthafte Mobilitätskonzepte möglich Mit der ersten industriellen Revolution ging eine deutlich höhere Produktivität einher weil sich die Pro duktionsformen massiv verändert hatten Wird sich die Geschichte durch die zunehmende Digitalisierung der Unternehmen wiederholen Die Digitalisierung wird die Produktivität steigern helfen wenn sie richtig eingesetzt wird Ich bin aber absolut überzeugt dass der Faktor Mensch mit seiner Kreativität und Vielseitigkeit weiter eine bedeutende Rolle spielen wird Was passiert mit Herstellern die die Signale nicht hören und die rasant zunehmende Digitalisierung nicht schnell genug ins Business umsetzen Ich möchte hier keine düsteren Szenarien zeichnen Ich glaube aber dass es nicht reicht bei der Digitalisierung lediglich mitzumachen sondern man muss sie aktiv vorantreiben und mitgestalten Dazu gehört auch dass man das nötige Knowhow im eigenen Unternehmen hat oder aufbaut Apropos Umsetzen Die Automobilhersteller haben inzwischen erkannt dass sie das Tempo in der Ent wicklung unter dem Druck der Consumer Welt anziehen müssen Der VW Konzern baut derzeit eine Viel zahl von Zellen Data Labs Digital Labs um die klassische IT herum auf um Fahrt aufzunehmen Wie wirkt sich das beim Connected Car aus Hier nutzen wir unsere Kompetenzen im Konzern genauso wie die eigener Teams von Spezialisten Zusätzlich arbeiten wir mit den weltweit besten Zulieferern zusammen um Trends früh zu erkennen diese aktiv zu gestal ten und neue Lösungen schnell in unseren Produkten verfügbar zu machen Nennen Sie uns doch mal bitte ein Beispiel Ein Beispiel für diese Flexibilität und Innovationsgeschwindigkeit ist der modulare Infotainmentbaukasten MIB Dort sind wir in der Lage die Hardwareentwicklungen im Consumer Bereich schnell in unseren Automobilen abzubilden Allerdings sind die Anforderungen die wir an die Halbleiter stellen extrem hoch Chips im Auto müssen zahlreiche und heftige Erschütterungen extreme Temperaturen und schnelle Temperaturwechsel aus halten Deswegen setzen unsere Entwickler schon bei der Halbleiterentwicklung an um noch schneller bei der Umsetzung zu sein Ich möchte keine düsteren Szenarien zeichnen aber es reicht nicht bei der Digitalisierung lediglich mitzumischen

Vorschau carIT 3 2015 Seite 22
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