carIT 1 2012 Seite 27

Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.

Inhalt

HTML5 Mission 27 Ob Smartphone Tablet PC oder Netbook online zu sein connected ist heute unabdingbarer Ausdruck eines Lebensgefühls Auch von ihrem fahrbaren Untersatz erwartet die Generation Internet dass er ähnliche Informationen und Funktionalitäten zur Verfügung stellt wie das elektronische Alleskönner Gadget in ihrer Jackentasche Keine leichte He rausforderung für die Autohersteller Allerdings gibt sie diesen auch die Chance die Attraktivität und den Wert ihrer Erzeug nisse durch die Integration jeder Menge elektronischer Funk tionen zu erhöhen und diese Funktionen zu nutzen um ihr Markenbild visuell über das HMI zu verankern und darauf ihr Markenimage aufzubauen Eine wichtige Frage für die Au toindustrie lautet daher Wie bekommt man Online Dienste ins Fahrzeug Die weltweite Internetgemeinde gibt bei der tech nischen Entwicklung nicht nur das Tempo vor sondern auch die Richtung Schon rein zahlenmäßig spielt die Autoindustrie in der Dynamik des Geschehens nur eine relativ kleine Rolle Nicht zuletzt aus diesem Grund nähern sich die Techniken in der Infotainmententwicklung immer mehr an diejenigen an die im Internetuniversum gängig sind Dort aber geht der Trend in Richtung HTML5 der künftigen Version der gängigen Sei tenbeschreibungssprache HTML Auch die Autoindustrie wird sich diesem Trend nicht verschließen können und wohl auch kaum wollen denn HTML5 bietet einige Vorzüge gegenüber dem heutigen Stand der Technik HTML5 ermöglicht Syner gien und Kostenersparnisse bei der Einführung neuer Angebote im Infotainmentbereich erläutert Matthias Goebl Projektlei ter Innovative IT Plattformen für das vernetzte Fahrzeug bei BMW Group Forschung und Technik Gegenwärtig ist die Situation bei der Einbindung von web basierten Inhalten in automobile Infotainmentplattformen eher unübersichtlich Auf verschiedenen Ebenen sind Stan dards wie HTML4 oder Java ebenso im Spiel wie proprietäre Techniken HTML5 soll so das Versprechen der Internetstan dardisierer damit Schluss machen Die neue Version bietet eine Vereinheitlichung auf Basis von Features die auch Entwickler im automobilen Umfeld nicht kaltlassen können etwa die di rekte Unterstützung von Audio und Videodatenformaten Der Umweg über die proprietäre Flash Technik von Adobe könnte dann entfallen Wichtiger noch HTML5 ermöglicht die Pro grammierung von Anwendungen die zwar auf Cloud Inhalte zugreifen die aber auch nicht versagen wenn die Internet anbindung vorübergehend einmal nicht zur Verfügung steht Das kommt gerade dem Einsatz im Auto sehr entgegen denn die Mobilfunkverbindung des Fahrzeugs kann schon mal abrei ßen etwa in tiefen Häuserschluchten Garagen Parkhäusern oder Tunnels HTML5 steuert dem mit deutlichen Verbesse rungen in den Bereichen Caching und Offline Storage entge gen Und die HTML Seiten werden deutlich schneller als bisher aktualisiert Man bekommt Teile des Lifecycle Managements der Anwendung praktisch geschenkt weil der Browser bei je dem Seitenaufruf die jeweils aktuelle Version lädt so Goebl Viele Funktionen kommen über die Cloud oder das Smart phone ihrer Benutzer ins Auto HTML5 unterstützt auch die Integration von Smartphone Applikationen das möchte heute jeder Autohersteller haben erklärt Thomas Noserke Product Manager Automotive Navigation and Infotainment Systems im Bosch Geschäftsbereich Car Multimedia Hierzu bietet HTML5 dem Entwickler interessante Möglichkeiten Smartphone Ap plikationen könnten mit HTML5 ein zweites HMI bereitstel len das für die Bedienung im Auto ausgelegt ist Dieses kann auf dem Infotainmentbildschirm in einem Browser dargestellt werden und damit dem Benutzer gegenüber seinen Internet kontext deutlich machen es ist aber auch möglich das HMI in einer HTML5 Engine ohne Browser darzustellen und damit die Inhalte genauso aussehen zu lassen wie eine native Applikation die HTML5 Engine tritt damit an die Stelle des Browsers So lassen sich eigene fahrzeuginterne Darstellungen Smartphone Applikationen und Internet Content elegant verzahnen die ei gene HMI die Apps aus der Cloud und vom Handy können ein gemeinsames Look and Feel erhalten und damit zum Bestand teil der Corporate Identity des jeweiligen Herstellers werden Gerade die Gestaltung der Mensch Maschine Schnittstelle im Auto ist nicht eben trivial Die Bedienabläufe sind teils sehr komplex In einem Infotainmentsystem müssen bis zu 2000 unterschiedliche kontextsensitive Bildschirme vorgehalten werden Dabei muss die Darstellung einfach und konsistent bleiben und immer eine Rücksprungoption in die vorherige Bedienebene ermöglichen Mit heute gängigen Techniken wie Flash kommt man da schnell an die Grenze des Möglichen erklärt Martin Schleicher Vice President Products and Plat forms Infotainment beim Softwarehersteller Elektrobit Mit HTML5 kann man mehr machen Der Einsatz webbasierter Technologien anstelle lokaler Software und Bildinhalte macht auch dort Sinn wo es darum geht sich einen leichten Weg für künftige Updates offenzuhalten So lassen sich Inhalte und Stil der Benutzerschnittstelle eines Autos auch nach Jahren auf der Straße noch an neue Erfordernisse anpassen BMW beispiels weise macht das in BMW Online schon heute mit herkömm lichen Techniken aber mit HTML5 soll so etwas leichter und eleganter zu bewerkstelligen sein Es geht nicht um einzelne Use Cases so Goebl von der BMW Forschung Es geht um die vielen Möglichkeiten die HTML5 bietet Neben all diesen technischen und strategischen Aspekten treibt aber auch noch ein weiterer Punkt die OEMs und Zuliefe rer ins HTML5 Lager die Verfügbarkeit von entsprechendem Fachpersonal Allenthalben stöhnen die Unternehmen darüber dass am Markt kaum Experten für diesen Bereich zu finden seien In einer anderen Sparte der automobilen Software näm lich bei Autosar macht sich dieser Mangel gerade sehr deutlich bemerkbar Die Fragmentierung der Techniken verschärft die Situation zusätzlich Die Branche setzt daher verstärkt auf li quide Personalmärkte und damit auf den Markt für Standard technik HTML5 gehört dazu Da gibt es einfach einen größe ren Pool von Entwicklern so Noserke Autor Christoph HammerschmidtFotos BM W 01 2012


Vorschau carIT 1 2012 Seite 27