1961 1970 DIE SECHZIGER JAHRE 1961 waren noch die USA mit rund 28 der wichtigste auslän dische Kapitalgeber in Österreich gefolgt von der Schweiz Großbritannien und den Benelux Staaten Deutschland rangierte mit 9 5 lediglich am fünften Platz Am Ende der Dekade hatte sich dies umgedreht Rund 28 der ausländischen Kapitalbe stände entfielen auf deutsche Investitionen der Anteil der USA war hingegen auf 19 gesunken Es gab hierfür mehrere Gründe Zu dieser Zeit wandelte sich die deutsche Volkswirtschaft vom Kapi talimporteur zum Kapitalexporteur In den Sechzigerjahren bilde ten sich aus deutschen Großunternehmen multinationale Konzerne die im Ausland nach attraktiven Anlagemöglichkeiten suchten Österreich war in diesem Zusammenhang gleich aus mehreren Gründen interessant Erstens gab es eine geringe kulturelle und sprach liche Distanz zwischen den beiden Ländern Etablierte und starke Handelsbeziehungen erleichterten deutschen Unternehmen zudem ein Engagement auf dem österreichischen Markt als logi scher nächster Schritt Weiters ergaben sich in Österreich im Ver gleich zu Deutschland Kostenvorteile in der Produktion was vor allem auf die niedrigeren Löhne zurückzuführen war Zu guter Letzt war Österreich als EFTA Mitglied für Unternehmen aus EG Staaten wie Deutschland ein interessantes Zielland da durch die Gründung von Tochterunternehmen die Umgehung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen möglich wurde Mitte der 1960er Jahre war bereits eine hohe Konzentration im Leder Textil und Bekleidungsgewebe feststellbar ebenso wie in der chemischen Industrie der Kunststoff und Gummiverarbeitung der Stahl Maschinen Fahrzeug und Schiffbauindustrie sowie in der Elektrotechnik der Feinmechanik und der Sport und Spielware nerzeugung In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre änderte sich die Branchenverteilung der deutschen Direktinvestitionen zugunsten der Chemie Pharma und Elektroindustrie Wesent liche deutsche Großunternehmen wie Hoechst BASF Bayer Beiersdorf Schering Wella Schwarzkopf Blendax und Henkel Persil waren zu dieser Zeit bereits stark in Österreich vertreten und auch der Siemens Kon zern erhöhte sein Engagement So entstand 1971 die österreichi sche Siemens AG an der die ÖIAG mit rund 44 und Siemens BRD mit 56 beteiligt waren 1971 1980 DIE SIEBZIGER JAHRE Seit 1970 teilweise seit 1968 erhebt die Oesterreichische Nati onalbank Bestände ausländischer Direktinvestitionen in Öster reich Diese sind jedoch aufgrund einiger Umstellungen in der Methodik mit den seit 1989 publizierten jähr lichen und im vor hergehenden Abschnitt verwendeten Statistiken nur in einge schränktem Ausmaß vergleichbar Dennoch sind interessante Ten denzen erkennbar In den 1970er Jahren zeigt sich ein steigender Anteil deutscher Direktinvestitionen allerdings scheint die Schweiz als primärer Direktinvestor in Österreich auf Nach Umstellung der Statistik zu Beginn der 1980er Jahre2 rangierte Deutschland an erster Stelle der in Österreich getätigten Direktinvestitionen gefolgt von der Schweiz den USA und den Niederlanden Ende der 1980er Jahre war der deutsche Anteil an den ausländischen Direktinvestitionen in etwa gleich groß wie zu Beginn der Dekade Die Dynamik der Direktinvestitionsbestände dürfte also in etwa jener der ausländi schen Direktinvestitionsbestände insgesamt entsprochen haben DIE ÖSTERREICHISCHE HARTWÄHRUNGSPOLITIK 1981 1999 Dennoch schritt die Integration der österreichischen und der deut schen Wirtschaft in den 1980er Jahren weiter fort Ein Grund dafür liegt in der 1981 eingeschlagenen neuen Währungspolitik der OeNB Der Zusammenbruch des Systems fixer Wechselkurse System von Bretton Woods Anfang der 1970er Jahre führte zu starken Schwankungen auf den globalen Währungsmärkten und machte eine Neuordnung der österreichischen Währungspolitik notwendig insbesondere aufgrund des Einbruchs wichtiger Export märkte Mitte der 1970er Jahre und des daraufhin steigenden Leis tungsbilanzdefizits Diese Neuordnung erfolgte in Form der Anbindung der österreichi schen Währung an die D Mark Ende der 1970er Jahre Ab 1981 schwankte der nominale Schilling DM Wechselkurs de facto kaum noch Das Ergebnis dieses Schrittes war eine stärkere Verschrän kung der österreichischen mit der deutschen Wirtschaft DEUTSCHE WIEDERVEREINIGUNG FALL DES EISERNEN VOR HANGS UND AUFSTIEG MITTELOSTEUROPAS Die Ereignisse 1989 90 leiteten in zweifacher Hinsicht eine Wende in den österreichisch deutschen Wirtschaftsbeziehungen ein Einerseits führte der Zusammenbruch der DDR zur deutschen Wiedervereinigung 1990 Dies bedeutete dass die Integration des wirtschaftlich am Boden liegenden Ostens in den Vordergrund der Wirtschaftspolitik und der Strategie der deutschen Unternehmen rückte Andererseits ermöglichte der Fall des Eisernen Vorhangs der österreichischen Wirtschaft die bestehenden Beziehungen zu mittel und osteuropäischen Staaten weiter auszubauen So profi tierte diese Volkswirtschaft in ganz besonderem Maße von der Transition der ehemaligen Planwirtschaften zu marktwirtschaft lichen Systemen und dem damit einsetzenden wirtschaft lichen Auf holprozess Abzulesen sind diese Entwicklungen und deren Folgen sowohl an der Struktur ausländischer Direktinvestitionen in Österreich als auch an jener der österreichischen Direktinvestitionsbestände im Aus land Seit 1990 ist tendenziell ein Sinken des deutschen Anteils ausländischer Direktinvestitionsbestände in Österreich von 38 1990 auf 29 2013 beobachtbar Diese Entwicklung ist vor allem auf die schwächere Dynamik der deutschen Bestände im Ver gleich zu den Beständen anderer Länder zurückzuführen 2 Revision um den Sitz des Stammhauses und damit explizite Berücksich tigung von Holdingkonstruktionen wie z B über die Schweiz STUDIE DHK aspekte 02 2015 89

Vorschau Aspekte_02_2015 Seite 89
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