KRISE UND STAGNATION Die Unterlagen über die Kammer in den Jahren 1929 bis 1935 sind spärlich auch wenn feststeht dass regelmäßige Organsitzungen Mit gliederzusammenkünfte und Vortragsveranstaltungen stattgefunden haben Die sinkende Mitgliederzahl spiegelt die der Wirtschaftskrise nachfolgende Stagnation wider Der Jahresbericht 1935 lässt die starke administrative Belastung der Kammer im Zusammenhang mit der zunehmenden Reglementierung des Außenhandels erkennen Von ständig wachsenden Devisenbestimmungen Ein Ausfuhr und Durch fuhrverordnungen ist die Rede 1937 kam es noch zu einem Zusatzab kommen zum Handelsvertrag von 1930 um den eingetretenen Rück gang des Handelsverkehrs zwischen beiden Ländern wenigstens teil weise auszugleichen DAS ENDE Spätestens ab 1936 ist der Einfluss der neuen Machthaber in Deutschland auf die Deutsche Kammer in Wien und deren zunehmende nationalsozialisti sche Ausrichtung deutlich festzustellen Dieser Druck verstärkte sich wenn die Kammer u a veranlasst wurde detail lierte Informationen über die mit ihr in Verbindung stehenden Unternehmen an reichsdeutsche Stellen der NSDAP zu melden Mit dem Einmarsch deutscher Truppen im März 1938 verlor die deut sche Kammer in Wien ihre Funktion sie wurde am 9 August 1938 aufgelöst Das Vermö gen von rund 24 000 RM floss der Reichswirt schaftskammer in Berlin zu GRÜNDUNGSVERSAMMLUNG 1955 Mit Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages am 15 Mai 1955 im Wiener Oberen Belvedere hatte Österreich seine volle Sou veränität wiedererlangt Schon in den Jahren zuvor war in Kreisen der deutschen ebenso wie in der österreichi schen Wirtschaft darüber nachgedacht worden auf freiwilliger Basis unter gleichberechtigter Beteiligung von Unter nehmen aus Deutschland und Österreich eine bilaterale deutsch österreichische Handelskammer wiederzuerrichten Am 22 September 1955 fand dann im Kleinen Sitzungssaal der Wiener Han delskammer mit 104 Anwesenden von 208 Mitgliedern die Gründungsver sammlung statt Es bestand Einigkeit dar über dass im Gegensatz zur Einrichtung der Zwischenkriegszeit die einseitig deutsche Interessen in Österreich vertreten hatte die neue Kammer in ihren Organen gleichgewichtig mit deutschen und österreichischen Persönlichkeiten besetzt die Mit glieder beider Länder mit denselben Rechten ausgestattet und die Deutsche Handelskammer in Wien zum Wohle der deutschen wie der österreichischen Wirtschaft in beiden Richtungen tätig sein sollte OSTHANDEL Beim 15 jährigen Jubiläum im Jahre 1970 wurden neben den bilate ralen Aufgabenbereichen die Tätigkeiten und Funktionen der Kammer im Osthandel unterstrichen Gemeint waren die besonderen Mög lichkeiten Österreichs und insbesondere Wiens in der Zeit des Kalten Krieges als Drehscheibe zwischen Ost und West zu fungieren wenn es darum ging Ex und Importgeschäfte mit den damaligen Ländern des Ostblocks einschließlich der DDR auf neutralem Boden abzu schließen Möglichkeiten der Finanzierung im Rahmen eines bestehen den Swings und vor allem die Kompensationen Auflösung von Gegengeschäften abzuwickeln DEUTSCHE WIEDERVEREINIGUNG Der schnelle und fried liche Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3 Oktober 1990 stellte auch die Wirt schaft vor neue Aufgaben Für die Kammer war die Anbindung der entstan denen Unternehmen in den neuen Bun desländern an Abnehmer und Lieferan ten in Österreich eine Herausforderung und mit großem Engagement wahrge nommene Aufgabe Das vom deutschen Bundesministerium für Wirtschaft aufge legte Programm zur Förderung von Maß nahmen die geeignet sind die Leistungs und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in den neuen Bundesländern sowie ihren Zugang zu west lichen Märkten zu verbessern wurde von der Kammer gern auf gegriffen um Unternehmen aus beiden Ländern zu dauerhaften Geschäftsverbindungen zusammenzuführen BEKENNTNIS ZU EUROPA Der lange Weg Österreichs von der Mit gliedschaft in der EFTA zur Assoziierung mit der EWG zur Erlangung der vier Freiheiten im Waren Dienstleistungs und Kapitalverkehr sowie bei den Nie derlassungsgründungen im Europäi schen Wirtschaftsraum EWR und schließlich zur vollen politischen Integra tion in der EU wurde von der Kammer in jedem Stadium unterstützt und mitgetra gen Der Übergang zur Mitgliedschaft in der EU verlief in den Jänner Tagen des Jahres 1995 in Österreich recht unspektakulär In der Bevölkerung und der Wirtschaft hatte man sich schon auf die neuen Verhältnisse eingestellt Mit dem Inkrafttreten des Stets unterstützte die DHK Österreich auf dem Weg in die EU Nach der Wiedervereinigung unterstützte die DHK Unternehmen aus den Neuen Bundesländern bei der Geschäftsanbahnung L ul la Fo to lia c om M ik e Ri ch te r F ot ol ia c om 60 JAHRE DHK DHK aspekte 02 2015 21

Vorschau Aspekte_02_2015 Seite 21
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