Archivfund Aktennotiz über die Vorverhandlung zur Wiedergründung Nächste Seite Original Bericht über die Gründungsversammlung der Kammer 1 Seite DEUTSCHE INTERESSEN IM VORDERGRUND Aus der damaligen Zusammensetzung der Organe lässt sich her auslesen dass die Kammer überwiegend deutsche Interessen wahr nahm mussten doch dreiviertel der Vorstandsmitglieder Reichsdeut sche sein die aber zur Mehrheit ihren Wohnsitz in Wien hatten Die Bezeichnung Handelskammer wurde zunächst vermieden um nicht den Eindruck entstehen zu lassen dass es sich um eine Standesvertretung mit Pflichtmitgliedschaft handle wie es bei den nationalen Handelskammern in Deutschland und Österreich der Fall war Im Jahre 1928 wurde dann aber doch die Firmierung in Deutsche Handelskammer in Wien umgewandelt In den ersten Zwanzigerjahren wird von einem sprunghaften Anstieg der Mitgliederzahlen berichtet 1923 waren es bereits 500 1924 schon über 800 und im Jahr 1928 ist von 400 Mitglie dern in Deutschland und 500 in Österreich die Rede Der Standort der Kammer war bis zum Jahr 1936 Wien I Elisabethstraße 9 von 1936 bis 1938 in Wien III Lisztstraße 4 Verfolgt man die wirtschaftspolitischen Entwicklungen dieser Zeit so spiegeln sie sich in den Aktivitäten der Kammer wider Angebo ten wurden Expertisen in Materien wie Han dels und Zollrecht die Beratung bei der Errich tung von Zweigniederlassungen in Österreich mit Hilfestellungen bei der Einfuhr von Über siedlungsgut Erwirkung von Zollermäßigun gen Beschaffung von Fabriks und Geschäftslo kalen sowie Auskünften aller Art Hervorgeho ben wird das Bestreben der Kammer die deutsche Öffentlichkeit über die Bedeutung Wiens als Messestadt und Stapelplatz für den Südosten Europas aufzuklären und deutsche Unternehmungslust und Kapitalkraft für dieses Land zu interessieren Kammermitteilungen 1924 Mitgewirkt hat die Kammer regelmäßig bei den Verhandlungen zum deutsch österreichi schen Handelsvertrag Die Beschaffung von Unterlagen für die aufzulegenden Zollwunschlis ten die Zusammenstellung von Daten über die Vor und Nach kriegszölle aller Waren in beiden Staaten sowie die Errechnung von Wertbelastungen und die Feststellung von Konkurrenzverhält nissen gehörten zum Beitrag der Kammer zu dem im Jahr 1930 zustande gekommenen Handelsvertrag Ab dem Jahr 1925 wird von der zunehmenden Verschlechterung der deutsch österreichischen Wirtschaftsbeziehungen gesprochen Das früher hohe Niveau des bilateralen Güteraustausches schrumpfte auf einen Anteil von 13 an den österreichischen Gesamtexporten und 18 an den österreichischen Gesamtimpor ten zusammen Im inoffiziellen Teil eines Abendessens anlässlich der Vollversammlung der Kammer am 24 4 1926 äußerte sich der damalige österreichische Sektionschef Steindl über die wirtschafts politische Bedeutung eines eventuellen Anschlusses Österreichs an Deutschland Zu dieser Zeit stand der Anschluss schon längere Zeit in Diskussion obwohl er durch die Pariser Vorortverträge von 1919 völkerrechtlich untersagt war 60 JAHRE DHK DHK aspekte 02 2015 19

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