23 4 Das Image der Deutschen und deutscher Firmen in Österreich Das Image der deutschen Unternehmen und Bevölkerung in historischer und kontemporärer Perspektive ist untrennbar mit der Geschichte Österreichs und Deutschlands sowie der Entwicklung des österreichischen Nationalbewusstseins verbunden Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs grenzte sich Österreich relativ klar von Deutschland ab verstand sich aufgrund der nunmehr diskreditierten großdeutschen Identität teilweise regelrecht als Antithese zum Nachbarland Konrad 2005 S 83f Auch auf politischer Ebene wurde nach 1945 eine vermehrt österreichisch nationale Ausrichtung gefordert Bruckmüller 1996 S 35 die auch in der Bevölkerung großen Anklang fand Das völlig von Deutschland losgelöste Nationalbewusstsein wurde im Zeitverlauf immer stärker Während sich 1956 nur 49 der Österreicher laut einer Umfrage als eigenständiges Volk sahen 46 sich hingegen dem deutschen Volk zugehörig fühlten so pendelte sich diese Zahl bis zum Ende der 1980er Jahre auf ca 80 ein Bruckmüller 1996 S 62 ff Neben der historischen Verflechtung der beiden Staaten ziehen allerdings auch sich wandelnde wirtschaftliche Verflechtungen eine Veränderung der Wahrnehmung Deutschlands und seiner Staatsbürger nach sich Nachdem ehemals deutsche Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg den Besatzungsmächten zugefallen waren in der Westzone allerdings unter österreichischer Verwaltung standen siehe Urban 1995 S 115 Löffler 2005 S 94 und Investitionen der BRD in den Nachkriegsjahren vorrangig in den Wiederaufbau flossen wurden ab Mitte der 1950er Jahre wieder vermehrt Direktinvestitionen in Österreich getätigt Bereits Ende der 1960er Jahre war Deutschland wieder der größte Direktinvestor in der Alpenrepublik Damit ging allerdings auch die Befürchtung einher durch eine verstärkte Dominanz Deutschlands in der österreichischen Unternehmensstruktur könne Österreich wieder in eine starke wirtschaftliche Abhängigkeit zum Nachbarland geraten Dirninger 2014 S 53 Hierzu trugen nicht zuletzt große Unternehmensübernahmen in den 1990er Jahren darunter die Übernahme der Möbelfirma Thonet des Handelskonzerns von Karl Wlaschek Billa Merkur Mondo Bipa und der Papierfabrik Steyrermühl bei Auch die deutliche Orientierung österreichischer Unternehmen an der deutschen Nachfrage wie zum Beispiel im Falle der Kfz Zulieferindustrie schürte Kritik an der wirtschaftlichen Dominanz Deutschlands Löffler 2005 S 100 Dirninger 2014 S 54 Klaus Grubelnik 2000 sprach in diesem Zusammenhang sogar von einem zweiten Anschluss während der ehemalige IHS Direktor Felderer aufgrund der engen wirtschaftlichen Verflechtung zu dem Schluss kam Österreich sei wirtschaftlich bereits Deutschlands 17 Bundesland Dirninger 2014 S 54 Die Angst vor dem Verlust wirtschaftlicher Eigenständigkeit stand allerdings im Kontrast zu Deutschlands überwiegend positivem Ruf in der Geschäftswelt Eine Befragung aus dem Jahr 1987 zeigte beispielsweise dass gut 60 der Österreicher Deutschland als verlässlichen Geschäftspartner sahen Schweiger 1992 S 201 und auch im Jahr 2003 wurde der nördliche Nachbar in Sachen Verlässlichkeit überdurchschnittlich positiv bewertet FESSEL GfK Austria 2003a In einer Befragung desselben Jahres FESSEL GfK 2003b beurteilten 78 der Befragten die bilateralen Beziehungen zwischen Österreich und Deutschland als sehr gut 12 oder ziemlich gut 66 Auch bei vergleichenden Image Studien schnitt Deutschland im Kontrast zu der oben genannten kritischen Haltung zur wirtschaftlichen Einflussnahme überwiegend positiv ab So wurde seit den

Vorschau Die wirtschaftliche Verflechtung Deutschlands und Österreichs Seite 25
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