9 2 Historische Aspekte der Wirtschaftsbeziehung aus österreichischer Sicht 2 1 Die Bedeutung deutscher Direktinvestitionen im Laufe der Zeit Der eben dargestellte hohe Verflechtungsgrad zwischen den beiden Volkswirtschaften ergibt sich nicht nur aufgrund der Nachbarschaft sondern auch aufgrund der historischen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte Aus diesem Grund wird in diesem Kapitel näher auf die Entwicklung der letzten 60 Jahre eingegangen Dabei wird die Entwicklung der bilateralen Handelsströme und Investitionsbestände unter Bezugnahme auf wichtige politische und wirtschaftliche Ereignisse dargestellt und kommentiert 1945 1960 Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg Aufgrund der Konfiszierung deutschen Eigentums nach dem Zweiten Weltkrieg und der Übertragung der vormals deutschen Beteiligungen an den österreichischen Staat im Jahre1955 war der Bestand deutscher Direktinvestitionen in den 1950er Jahren äußerst gering und auch das Niveau der Neuinvestitionen war sehr niedrig Mit Inkrafttreten des österreichisch deutschen Vermögensvertrages von 1958 wurden zwar kleinere Firmen und Unternehmensbeteiligungen an Deutschland restituiert das Investitionsniveau blieb jedoch bis in die 1960er Jahre gering da das Kapital vorwiegend für den deutschen Wiederaufbau benötigt wurde Urban 1995 116f 1961 1970 Die Sechziger Jahre 1961 waren noch die USA mit rund 28 der wichtige ausländische Kapitalgeber in Österreich gefolgt von der Schweiz Großbritannien und den Benelux Staaten Deutschland rangierte mit 9 5 lediglich am fünften Platz Am Ende der Dekade hatte sich dies umgedreht Rund 28 der ausländischen Kapitalbestände entfielen auf deutsche Investitionen der Anteil der USA war hingegen auf 19 gesunken Es gab hierfür mehrere Gründe Zu dieser Zeit wandelte sich die deutsche Volkswirtschaft vom Kapitalimporteur zum Kapitalexporteur In den Sechzigerjahren bildeten sich aus deutschen Großunternehmen multinationale Konzerne die im Ausland nach attraktiven Anlagemöglichkeiten suchten Österreich war in diesem Zusammenhang gleich aus mehreren Gründen interessant Erstens gab es eine geringe kulturelle und sprachliche Distanz zwischen den beiden Ländern Etablierte und starke Handelsbeziehungen erleichterten deutschen Unternehmen zudem ein Engagement auf dem österreichischen Markt als logischer nächster Schritt Weiters ergaben sich in Österreich im Vergleich zu Deutschland Kostenvorteile in der Produktion was vor allem auf die niedrigeren Löhne zurückzuführen war Zu guter Letzt war Österreich als EFTA Mitglied für Unternehmen aus EG Staaten wie Deutschland ein interessantes Zielland da durch die Gründung von Tochterunternehmen die Umgehung von Zöllen und anderen Handelshemmnissen möglich wurde Mitte der 1960er Jahre war bereits eine hohe Konzentration im Leder Textil und Bekleidungsgewebe feststellbar ebenso wie in der chemischen Industrie der Kunststoff und Gummiverarbeitung der Stahl Maschinen Fahrzeug und Schiffbauindustrie sowie in der Elektrotechnik der Feinmechanik und der Sport und Spielwarenerzeugung In der zweiten Hälfte der 1960er Jahre änderte sich die Branchenverteilung der deutschen Direktinvestitionen zugunsten der Chemie Pharma und der Elektroindustrie Wesentliche deutsche Großunternehmen wie Hoechst BASF Bayer Beiersdorf Schering Wella Schwarzkopf

Vorschau Die wirtschaftliche Verflechtung Deutschlands und Österreichs Seite 11
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