22 Neues aus dem Flääge 1904 begann die Geschichtedes Automobilbaus inZwickau Das erste in derMuldestadt gebaute Fahr zeug war ein Horch 14 17Tonneau Von diesem Mo dell existiert nach aktuel lem Kenntnisstand keinWagen mehr Für den För derverein des August HorchMuseums ist das Ansporn ein solches Automobil sooriginalgetreu wie möglichnachzubauen Anfang No vember 2015 konnte dieerste Baustufe ins Museumgerollt werden Ein Foto des Horch 14 17 PS ein Katalog von 1905 sowiewenige Zeichnungen vomNachfolge und parallel gefer tigten Horch 18 22 PS mitdiesen mehr als bescheidenenUnterlagen nahm das Projekt team von anfangs acht Mitar beitern im Frühjahr 2012 dieArbeit auf Dazu kamen je doch noch ganz entschei dende Zutaten jede MengeErfahrungen aus dem 2011dem Museum übergebenenNachbau des Auto Union Rennwagens Typ C sowie einegehörige Portion Enthusias mus das erste in Zwickau ge baute Automobil wieder zuerschaffen Am Anfang der Arbeit standenumfangreiche zeitaufwändigeRecherchen in Archiven Bü chern Zeitschriften sowie inGesprächen mit Experten Wie so oft gab es nebenmächtigem Rückenwind auch manche Vorbehalte zumProjekt Auch wurde zwi schenzeitlich ein Weg einge schlagen der nicht zumangestrebten Ziel geführthätte und Zeitverlust bedeu tete Viele Fragen galt es zuklären Eine der wesentlichenwar Welcher Wagentyp wares tatsächlich mit dem AugustHorch die Automobilproduk tion in Zwickau begann Nachbau des Modells H 14 17 nimmt mit Winninger Hilfe Gestalt an Erste Baustufe wird im Horch Museum gezeigtWiedergeburt einerHorch Legende Bereits in seiner Reichenba cher Zeit arbeitete Horch ge meinsam mit Fritz Seidel aneinem Vierzylinder Wagen 14 17 PS mit Regulator elektri scher Zündung dreiGeschwindigkeiten und Rück lauf Der erste Wagen diesesTyps wurde im Oktober 1903auf einer Messe im Kristallpa last Leipzig der Öffentlichkeitvorgeführt Mit diesem Modellwechselte Horch 1904 vonReichenbach nach Zwickau An dem Wagen wurden stän dig Verbesserungen vorge nommen und jedes fahrfertigeAutomobil verkauft Die 1904gefertigte Stückzahl ist nichtbekannt konzipiert waren 20Fahrzeuge für das Jahr Übergang vom Kutschen zum Motorwagenbau Der H 14 17 wies zu Beginnseiner Fertigung in Zwickaueinige Besonderheiten auf Der Karosserieaufbau waraus Holz und hatte noch Kut schencharakter Der Aufstiegfür die Fondspassagiere er folgte von hinten über einenAustritt und eine Tür Das Alu miniumkurbelgehäuse warausgebildet als verbindendeWanne zwischen Rahmen längsträgern mit aufgesetztenpaarweise gegossenen Zylin dern aus Grauguss Es stabili sierte den Rahmenverbund imVorbau und dichtete den vor deren Teil des Untergestellsgegen Staub und Straßen schmutz ab Dieses Konstruk tionsprinzip war einmalig undbezog sich nur auf die Modellemit Vierzylinder Motoren DerKühler bestand aus einer Viel zahl an den Enden sechskant förmig aufgeweiteter Röhren die im Zinnbad verlötet ein Bienenwabensystem erga ben Das Kühlwasser lief imInnern des Kühlers an denRöhren vorbei und wurde vonder die Röhren durchströ menden Luft gekühlt Die Ein beziehung einerWasserpumpe in das Kühlsys tem erhöhte dessen Effizienzbeträchtlich und ermöglichtedamit eine Reduzierung desKühlervolumens August Horch verwandte beiseinen ersten Vierzylinderkon struktionen den 1901 beiBosch entwickelten Hoch spannungsmagnetzünder EinNachteil bei dessen Anwen dung lag jedoch darin dassder Magnet erst ab einer be stimmten Mindestdrehzahleinen kräftigen Zündfunkenerzeugte Beim Ankurbeln desMotors konnte die erforderli che Mindestdrehzahl nicht er reicht werden Horchkombinierte daher den Mag netzünder mit einer Batterie zündung für den Startvorgang Diese bestand aus Akkumula tor Unterbrecher mit Vertei lung Induktionsspulen undseinem patentierten Hoch spannungsumschalter den derFahrer am Spritzbrett betäti gen konnte Mit diesem Um schalter konnten beideZündsysteme wechselseitigzugeschaltet werden Der Horch 14 17 besaß an fänglich noch die traditionelleHinterradaußenbandbremse bei der nur 60 Prozent desUmfanges zur Bremsung ge nutzt werden konnten DieAußenbandbremse war soausgeführt dass sie als Hand bremse auf die Hinterräderwirksam genutzt werdenkonnte Die Festhaltewirkungder Handbremse unterstützteeine einseitige Bergstütze dieder Fahrer über Seilzug ab senken konnte Im Herbst1904 zeigten die Horch Werke in der Ausstellung imLeipziger Kristallpalast erst mals Modelle des H 14 17 mitder wesentlich effektiveren In nenbackenbremse Bei der Beleuchtung arbeiteteHorch mit der Fa Riemannzusammen die 1902 in Chem nitz Gablenz mit der Produk tion von Karbidlampen undEntwicklern begann Die in Zwickau zu Anfang gebautenHorch Wagen befanden sichbezüglich der Lichtanlage imÜbergang von der mit Petro leum befeuerten Beleuchtunghin zum Einsatz von Schein werfern mit integrierten Kar bidentwicklern mit geringerBrenndauer Zur Leistungser höhung der Scheinwerferwurde beginnend im Jahr1905 ein separater Entwicklerauf dem Trittbrett des Fahr zeuges angeordnet auch mitzwei Brennkörben Schluss leuchten und Positionslampenwurden mit Petroleum betrie ben Eine weitere Herausforderungwar den Nachbau möglichstmit den Verfahren zu bewerk stelligen die der damaligenZeit entsprachen Ein Beispieldafür ist die Fertigung derRäder aus Holz gefertigt vomStellmacher Sie erhielten Rad reifen die im Schmiedefeuererwärmt vom Schmied aufge zogen und zur Schrumpfungsofort abgekühlt wurden Siebekamen einen Anstrich mitPinsellackierung Auch derRahmen und die Motorhaubeerhielten diese historisch zeit gemäße Lackierung allerdingsmit einer Farbe RAL 1013 aus dem gegenwärtigen Han delsangebot Rund 15000 Stunden Leis tungen im Ehrenamt In die Erstellung der erstenBaustufe sind bis Ende 2015rund 8000 Stunden ehrenamt licher Konstruktionsleistun gen geflossen ausgeführt vonerfahrenen Ingenieuren derwestsächsischen Automobilin dustrie sowie von Kfz Tech nik Studenten derWest sächsischen HochschuleZwickau Die Zahl der imKernteam mitarbeitenden Ak teure wuchs mittlerweile aufrund 20 Personen der jüngste21 der älteste 85 Jahre Hinzu Winninger UnterstützungReise nach ZwickauAuch auf Winninger Hilfe können die Horch Bauerzählen Eckard Op den Camp Mitglied im Museums verein Winningen ist seit 2012 auch Mitglied im För derverein des August Horch Museums Zwickau unddort Mitglied der Projektgruppe HORCH 14 17 MitUnterstützung von Achim Raue Student an der THDresden hat er die Bremsanlage berechnet und kon struiert Kontakte zur Koblenzer Firma ZF TRWhaben dazu geführt dass diese als Sponsor die kom plette Bremsanlage zum Projekt beisteuert Alle zweiMonate fährt er zu einer Sitzung nach Zwickau derinzwischen auf 20 Ingenieure angewachsenen Gruppe Diese tagt auch einmal im Jahr in Winningen in derHORCH Ausstellung des Museums Wer noch in diesem Jahr das Musseum in Zwickaubesuchen möchte hat am 16 17 September dazuGelegenheit Der Musumsverein Winningen fährtmit dem Moselaner zum August Horch MuseumZwickau Anmeldung unter 02606 2126 Das Fahrzeug im August Horch Museum Zwickau im Eingangsbereich Das Fahrzeug wird zu seinem Platz gerollt kommen rund 7000 weitereStunden Fertigungsleistungendes Projektteams und vonrund 50 Unternehmen vor wiegend aus der ZwickauerRegion die den Nachbau un terstützen Die Planungs undKonstruktionsarbeiten liefenanfänglich in den Räumlichkei ten der FES GmbH Fahrzeug Entwicklung Sachsen späteran der West SächsischenHochschule Zwickau undhaben mittlerweile ideale Ar beitsbedingungen bei der Indi Kar Individual KarosseriebauGmbH in Wilkau Haßlau ge funden Entstanden sind derChassisrahmen der Luftröh renkühler die Motorraumab deckung die Spritzwand mitFußbrett die Bergstütze dieVorder und Hinterachse dieVorder und Hinterfeder dieRäder und die Lenkung Seit dem 2 November 2015kann der bisherige Arbeits stand des Nachbaus an promi nenter Stelle im August HorchMuseum besichtigt werden Mit ihm wird der Rundgang indie Ausstellung eröffnet Es ist das älteste und neueste Expo nat zugleich freute sich Muse umsdirektor Thomas Stebichund würdigte bei der Danke schön Veranstaltung für alleMitwirkenden am Nachbau Projekt die im Dezember2015 im Museum stattfand deren großes Engagement Zu den Großsponsoren fürden Nachbau des Horch 14 17 PS gehört der ADAC Sach sen Dessen stellvertretenderVorsitzender Detlef Hastrei ter überreichte zur Mitglie derversammlung desFördervereins Horch Mu seum am 23 April 2016 er neut einen Scheck in Höhevon 5000 Euro Bereits 2014und 2015 gab es diese Summefür das Nachbau Projekt Auch für 2017 ist sie bereitsangekündigt sodass derADAC Sachsen das Vorhabenmit insgesamt 20 000 Eurounterstützt Rainer Mosig Dr Rainer Al brecht Ina ReichelFotos Ina Reichel

Vorschau UHLENSPIEGEL 04-16 Seite 22
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