17 Neues aus dem Flääge tation herangezogen Wenn so wird ausgeführt überhaupt auf die Confes sion Rücksicht genommenwerden soll dann dochwohl auf die der Mehrheit also der katholischen Ge meinden Eine confessio nelle Feindseligkeit unddesfalsige Abneigung gegenden Bürgermeister Raiffei sen sei nicht vorhanden ist uns völlig fremd aber so darf man der dann fol genden weitschweifigen Be gründung entnehmen hätteman schon gern einen ka tholischen Bürgermeister zumal den katholischen Ge meinden noch in guter Erin nerung sei wie sehr ihreInteressen in der Angelegen heit der Kirchen und Schu len unter der Verwaltungdes vorletzten evangeli schen BürgermeistersReinhard verwahrlost wor den sind Dass der Oberpräsidentdieser Argumentation nichtemotionslos folgte mag mandarin ersehen dass er der Deputation vorhielt daßdie beiden letzten Bürger meister katholisch gewesenseyen Eichmann mag wohlJohann Peter Weckbeckerund dessen unmittelbarenVorgänger Johann GeorgHürter im Auge gehabthaben während die Verfas ser des Schreibens an dieRegierung zu Koblenz aus drücklich darauf hinweisen dass Rheinhardt evangelischgewesen sei und somit anHürter wohl gar nicht mehrgedacht hatten Man be schließt die Eingabe indemman auf huldvolle Würdi gung unserer gerechtenWünsche hofft und nochvor der Besetzung der Stelleum Bescheid bittet Bisdahin sollten aber noch ei nige Monate vergehen In der Zwischenzeit gingenweitere Bewerbungsschrei ben bei der Regierung zuKoblenz ein Schon am 7 Juli1847 wiederholte FriedrichWilhelm Raiffeisen noch mals in einem Schreiben andie Regierung zu Koblenzseine Bitte um Übertragungder Bürgermeisterstelle Weyerbusch den 7 Juli 1847 In meinen Eingaben v 15 Juliv origen Js und 27 April die sen Jahres erlaubte ich mirgehorsamste Bitte vorzutra gen daß Königliche Hochlöbli che Regierung mir dieWinninger Bürgermeisterei stelle für den Fall der Erledi gung hochgeneigtestübertragen möchte Ich führtein diesen Eingaben zugleichan daß ich Grundbesitzer ingedachter Bürgermeisterei sei Damals waren die diesfälligenNotariatsakten noch nicht an gefertigt Da dieses nunmehrin Bezug auf den Kauf vonmeiner Tante der Wwe Witwe Krahe von Winningender Fall ist so beehre Einer Kö niglichen Hochlöblichen Regie rung ich mich diesen Akt zurhoch gefälligen Einsicht mit derwiederholten Bitte ganz gehor samst vorzulegen mir die inRede stehende Stelle hochge neigtest übertragen zu wollen F W RaiffeisenBürgermeister Zwei Wochen später gehtunter dem 23 Juli auch dasBewerbungsschreiben Jo hannes Liedels ein der sichausdrücklich auf die Wün sche der Eingesessenender Bürgermeisterei Win ningen bezieht und denKöniglichen Landrat Grafvon Boos gebeten habe ihnbei seinen Vorschlägen wegen Wiederbesetzungder dortigen Bürgermeis terstelle zu berücksichti gen Da weder der Landrat nochdie Regierung zu Koblenz aneiner schnellen Entschei dung interessiert schienen auch den Gemeindeverord neten der katholischen Ge meinden bis MitteSeptember 1847 noch keinBescheid zugegangen war wartete man am 20 Sep tember mit einer weiterenEingabe an den KöniglichenStaats und Kabinetts Minis ter und Minister des Innernvon Bodelschwingh in Berlinauf Nachdem man den Ministerüberschwänglich hofiert undgelobt hatte wird im weite ren Fortgang des siebensei tigen Schreibens ähnlichargumentiert wie in der Ein gabe an die Koblenzer Re gierung und bittet Excellenz um huldvolle Be seitigung der etwa der Er nennung desSupernummerars Liedelnoch entgegenstehendenHindernisse Inwieweit die ser Einfluss genommenhat kann man anhand derAktennotizen erahnen VonBodelschwingh ließ am 19 Oktober das Originalschrei ben an den Oberpräsiden ten der RheinprovinzEichmann zur weiterenVeranlassung zurückschi cken und dieser verfügte am25 Oktober gleiches indemer das Schreiben an die zu ständige Behörde in Ko blenz weiterleitete Fast sah es so aus als ob esin 1847 zu keiner Entschei dung über den NachfolgerJohann Peter Weckbeckerskommen würde Doch imDezember kam wieder Be wegung in diese Angelegen heit Bevor Landrat vonBoos dem nach der Ge meindeordnung das Vor schlagsrecht zustand seineStellungnahme abgab holteer anlässlich der am 9 De zember stattfindenden Bür germeistereiversammlungder Bürgermeisterei Win ningen nochmals das Mei nungsbild der Vertreter der Eingesessenen ein Auf dieFrage wer von den Aspi ranten das besondere Ver trauen genieße argumentieren die Gemein deverordneten nicht anders als auf den Versammlungenam 16 April bzw 8 Juni1847 Mit Ausnahme desHerrn Gottlieb Kraemer Beigeordneter Herrn Stell vertreter Georg WilhelmKnaudt Herrn Dr Arnoldiund Cornelius Arnoldi vonWinningen sprachen alledem ZivilsupernummerarJohannes Liedel ihr Ver trauen aus während die ge nannten Mitglieder ausWinningen darauf bestan den dass die Bürgermeister stelle dem HerrnRaiffeisen übertragen wer den solle Das neun Foliosei ten umfassende Empfeh lungsschreiben stellte derLandrat in den nächstenTagen fertig und schickte esam 16 Dezember 1847 andie Abteilung des Innern bei der Königlichen Regie rung zu Koblenz Von den acht Bewerbern die sich gemeldet haben so führte er aus fallen fünfnach 103 der Gemeinde ordnung weg da sie wederangesehene Grundbesitzerim Bürgermeistereibezirkseien noch das besondereVertrauen der Eingesesse nen besäßen Daher siehter sich lediglich veranlasst die Bewerber Sturm Raiffei sen und Liedel einer nähe ren Prüfung zu unterziehen Bürgermeister Sturm ausKastellaun stamme aus Win ningen und besitze dort ein Haus mit einigen Grundstü cken Bei einem Grundsteu erzahlung von 1 Reichstaler15 Silbergroschen könneman aber nicht von einemangesehenen Grundbesitzersprechen zumal der Besitzsich noch in Händen seinerMutter befinde die Heb amme in Winningen sei Raiffeisen habe einen Kau fakt vom 27 Mai 1847 vor gelegt wodurch er vonseiner Tante 26 Parzellen für2400 Reichstaler erwerbenwolle Die Kaufsumme sei allerdings noch nicht be zahlt die erste Rate würdesogar erst am 1 April 1848fällig Damit sei Raiffeisen imSinne des Gesetzes über haupt noch kein Grundbe sitzer im Bezirk derBürgermeisterei Dagegen genieße Liedel das vorzugsweise Vertrauender Eingesessenen und sei vorzugsweise für das Amtgeeignet so dass LandratBoos an die HochlöblichenRegierung die dringendeBitte richtet auch in Be rücksichtigung des Gesetzesdiesen zum Bürgermeistervon Winningen hochgeneig test ernennen zu wollen Nachdem diese Empfehlungdurch die Hände verschie dener Regierungsräte ge gangen war wird am 29 Dezember 1847 auf derersten Seite der landrätli chen Empfehlung per Rand notiz durch die Regierungzu Koblenz entschieden Jo hann Liedel kommissarischzu ernennen Weiter wirdverfügt dass Johann PeterWeckbecker bis zum 1 März 1848 bleibt und einBrief an den Finanzministerweg en der Pension zufertigen ist Ob Friedrich Wilhelm Raiff eisen den Inhalt dieses Emp fehlungsschreibens kannteist nicht wahrscheinlich Doch wird er den Tenor vo rausgesehen haben und ver suchte am 19 Dezembernochmals mit einer Eingabean Er Hochwohlgeboren die endgültige Entscheidungzu beeinflussen Der Ton desSchreibens wirkt zwarschon etwas resignierend wird gegen Ende dann wie der kämpferisch Es hat aufdie zuständige Abteilung kei nen Einfluss mehr ausgeübt Zwar wurde das Schreibenden übrigen Akten beigelegt aber es fehlen jegliche Kanz leibemerkungen Euer Hochwohlgeboren bin ich so frei auf Veranlassungdes Herrn DepartementsRaths von Larisch der mir vor geschlagen hat mich im Falle daß die gewünschte Verset zung nach Winningen nichtStatt fände um die Flammers felder Stelle zu bewerben fol gendes gehorsamstvorzustellen Auf Er HochwohlgeborenerVerfügung wurde ich im Januar1845 hierher versetzt u mirzugleich die Aussicht gegeben daß ich im Falle einer pflicht mäßigen Dienstleistung baldeine Verbesserung erhaltenwürde Ich habe hiesige Stellenun 3 Jahre verwaltet u keineAnstrengung gescheut die ge stellte Aufgabe auszuführen Es war mir nicht möglich mehr zu leisten wie gesche hen u ich stelle meinen geehr ten Vorgesetzten anheim zubeurtheilen wie ich meinePflicht erfüllt habe Ausstellung inder Volksbank Durch das sehr geringe Ein kommen habe ich obgleich ichkeine unnöthigen Ausgabengemacht habe bedeutend zu setzen müssen Die Flammers felder Stelle bringt nur wenigmehr ein als die hiesige Umdie sehr zerrütteten dortigenVerhältnisse nur einigerMaßen ordnen u nach außenetwas wirken zu können wasdoch jedenfalls die Hauptsa che sein würde wäre es nöt hig einen tüchtigen Gehülfenzu halten da nach der jetzigenEinrichtung ein Mann dieSchreibereien einer so großen aus 32 Gemeinden bestehen den Bürgermeisterei nichtmehr versehen kann Ichwürde auch bei dieser Verset zung jedenfalls schlechter ste hen u auch würde mir beiAnrechnung aller Einnahmenu bei den Unkosten nicht soviel übrig bleiben daß ich beider größten Sparsamkeitmeine Familie damit ernährenkönnte Das Arbeiten und Wirken istmir eine Freude u so gerne ichauf den Vorschlag des HerrnDepartementsraths von La risch eingehen würde ist mirdies doch unter diesen obwal tenden Verhältnissen nichtmehr möglich Eine Verbesserung meiner jet zigen Lage wäre für michindeß sehr nöthig Die Versetzung nach Winnin gen welche für mich außer dem wegenverwandtschaftlicher Verhält nisse mit so vielen Annehmlich keiten verbunden wäre bietethierzu Gelegenheit Da ichfast überzeugt bin daß Er Hochwohlgeboren meinenschon mehremals ausgespro chenen sehnlichen Wunsch er füllen können so bitte ichnochmals um Gewährung mei nes Gesuches gefälligst bewir ken zu wollen Sollten dieGewährung indes mir unbe kannte Hindernisse entgegenstehen so bitte ich anderweitgefälligst für mich sorgen zuwollen HochachtungsvollEr HochwohlgeborengehorsamsterRaiffeisenWeyerbusch den 19 Dezem ber 1847 Bürgermeister Damit war entschieden washeute allgemein bekannt ist Friedrich Wilhelm Raiffeisenwurde nach dreijähriger Tä tigkeit als Bürgermeister inWeyerbusch im Jahre 1848neuer Bürgermeister derBürgermeisterei Flammers feld Die Wiederbesetzung derStelle in Winningen war zu gunsten Johannes Liedelsausgegangen Am 16 Januarergeht das am 29 12 1847als Aktennotiz angekündigte Schreiben an Finanzministervon Duisberg in Berlin mitder Bitte die Mittel von 250Reichstalern ab dem 1 März1848 für das RuhegehaltWeckbeckers zur Verfügungzu stellen Wiederum ist den Aktenno tizen zu entnehmen dass beiEingang der Pensionsbewilli gung die Bekanntmachungdurchs Amtsblatt zu veran lassen und dem Oberpräsi denten von der BestellungLiedels Kenntnis zu gebenist Im Februar 1848 erfolgendie letzten Verwaltungsan weisungen seitens der Re gierungsbehörde In einemSchreiben an den Landratwird diesem eröffnet dassman beschlossen hat dieBürgermeisterstelle dem Zi vilsupernummerar Liedelgegen eine Entschädigungvon drei Silbergroschen pro Kopf der Bevölkerung zu übertragen Dies sollaber nicht vor dem 1 März1848 geschehen Währenddie Absagen an die übrigenBewerber durch ein kurzesSchreiben oder auch durchden Landrat erfolgten er hielt Johannes Liedel mitDatum vom 16 Februar1848 seine offizielle Beru fung zum KommissarischenBürgermeister Der Landratsei angewiesen ihn zum 1 März 1848 in dieses Amteinzuführen Auch wurdeihm lapidar mitgeteilt dasser seinen Wohnsitz in Win ningen zu nehmen habe Dader Bescheid des Finanzmi nisters über das RuhegehaltWeckbeckers noch nichteingetroffen war hatte Lie del die vorgesehene Staats pension von 20 Reichstalern25 Silbergroschen monat lich bis dahin aus eigenerTasche zu bezahlen Bürgermeister Johannes Lie del wurde am 17 Juli 1850durch Wahl der Bürgermeis tereiversammlung für 12Jahre bestätigt Er hat diesesAmt durchaus auch imSinne der Winninger Ein wohnerschaft gewissenhaftgeführt Fast 44 Jahre blieber im Amt bis er am 30 September 1891 in den Ru hestand trat Information Mehr über Winningen undRaiffeisen vor allem seine Be ziehungen zu dem Moselort sind in den Winninger Hef ten aus dem Krumme Verlagnachzulesen 16 Juli 1846 Schreiben derGemeinde Winningen anRegierung zu Koblenz mitder Bitte Raiffeisen zu be rücksichtigen 16 April 1847 Bürgermeis tereiversammlung alleaußer Winningen stimmenfür Liedel Am 7 Mai 2018 wird in Win ningen das Raiffeisenjahr derVolksbank RheinAhrEifel eGmit einer Vernissage zumLeben von Friedrich WilhelmRaiffeisen eröffnet Die Prä sentation ist bis zum 1 Juni zusehen

Vorschau UhlenSpiegel Nr. 15 Seite 17
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