35 Bei den Menschen sind die Regeln dazu besonders kompliziert denn hier steht schon immer besonders viel auf dem Spiel Wo es Kinder gibt entstehen neue Verwandtschaftsbeziehungen und es wird vererbt und geerbt unter Umständen in der Größenordnung von Höfen Länderei en ganzen Königreichen So etwas überlässt man nicht dem Zufall Und zugleich weiß man ebenfalls schon immer dass sich der Sexual trieb nicht wirklich beherrschen lässt Davon von dieser Spannung zwischen Urgewalt und Regelungsbedarf leben Theater Literatur Kunst und Musik Das Christentum die Kirche macht bei diesem Thema keine gute Fi gur Sie hat ein doppeltes Handicap mitbekommen 1 Die ersten Christen erwarteten zunächst die baldige Wiederkunft Christi und dann wurden sie blutig verfolgt Fragen von Sexualität Beziehungen und Fortpflanzung haben keine besonders hohe Priorität wenn demnächst die Welt untergeht bzw man selbst den Tod vor Au gen hat Dementsprechend finden wir im Neuen Testament entweder Empfehlungen zur Enthaltsamkeit oder die Abwehr allgemein aner kannten Fehlverhaltens aber keine wirklich tragfähige reflektierte spezifisch christliche Position zur Sexualität 2 Die Kirche fand in einer Zeit theologisch zu sich selbst als es in der sie umgebenden antiken heidnischen Kultur einen verbreiteten Über druss an allem Sexuellen gab Sexuelle Enthaltsamkeit und Askese wur de mit Reinheit gleichgesetzt mit Erhebung über alles Niedrige mit Nähe zum Himmel Diese Haltung wurde vom Christentum dann direkt übernommen Dadurch kam es über Jahrhunderte zu einer Dis kreditierung der Sexualität selbst des Lustgefühls an sich Lediglich zum Zwecke der Fortpflanzung und in geordneten ehelichen Verhält nissen war Sex gestattet zähneknirschend gewissermaßen weil es ja nicht anders geht Besser heiraten als brennen so hatte es Paulus ja empfohlen R E F L E X IO N

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