47 GOTTES STRAFEN Helmut Aßmann IM P R E S S IO N Über wenige theologische Sachverhalte besteht in der öffentlichen Debatte soviel Einvernehmen wie über die Aussage dass die Corona Pandemie auf keinen Fall als Strafe Gottes verstanden wer den kann Die dahinterstehende Vorstel lung ist klar Sich den dreieinigen Gott als einen knüppelschwingenden schwar zen Pädagogen im Himmel vorzustellen wie er sich daran weidet dass Zigtausen de von Menschen an Atemnot dahinsie chen geht christlicherseits wirklich nicht an Die üblichen biblischen Worte wer den bemüht um das zu unterlegen Da von gibt es ja auch genug Geflissentlich werden freilich all die anderen Bibelworte in denen genau das Gegenteil immer wieder betont wird nämlich Gottes Gericht über die die Übles getan haben entweder beiseite gelassen oder aber im Namen des barm herzigen Jesus überformt Nach dem Motto Wer an Jesus denkt dem kommt kein strafender Gott mehr unter die the ologischen Finger Also haben das Corona Virus und der Vater Jesu Christi geschweige denn dieser selbst miteinander nichts zu tun außer zu solidarischem Handeln aufzurufen Wer eine differenzierende Meinung dazu einnimmt gerät rasch in den Verdacht fundamentalistische Gottesvorstellungen aufzurufen und damit den ganzen Appa rat von Unsäglichkeiten die im Namen Gottes über menschliches Leben und Wirken ausgebreitet und als religiöses Gift in die Menschheitsgeschichte einge bracht worden sind Dieser Verdacht ist zunächst einmal be rechtigt Denn der Gott den Jesus der Christen ja der Menschheit im Vater unser nahegebracht und als seinen Vater bezeichnet hat ist in der Tat nicht mit einem beckmesserischen Zuchtmeister in eins zu setzen der beleidigt ist weil ihm seine Gören nicht gut geraten wol len Alle leichtfertigen Zuschreibungen darüber was Gott will oder ihm gefällt und was nicht kompromittieren sich in dieser Hinsicht selbst Gottes Gedanken um es mit dem Propheten Jesaja zu for mulieren sind höher als die unseren Solche Vergeltungstheologie wäre

Vorschau Aufschlüsse Nr. 77 Seite 49
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