VIELDEUTIGKEIT ALS GRUNDPRINZIP Andreas Goetze Die Problematik der Orientierung an einem wortwörtlichen Verstehen liegt darüber hinaus darin dass die jeweils vorhandene Vieldeutigkeit nicht Beliebigkeit der Schriften in den Stand unhinterfragbarer und zeitlos gültiger Regelungen erhoben wird Eine geschichtssensible Aus legung würdigt die jeweilige Heilige Schrift als ein spirituelles Wahr nehmungsereignis das stets neu gehört und verstanden werden muss Im Talmud dem rabbinischen Auslegungsbuch zur Tora ist eins der hervorstechendsten Merkmale dass bei allen Kontroversen und Ent scheidungsfragen immer die unterschiedlichen Meinungen aufbewahrt und erörtert werden Und das auch dann noch wenn die Entscheidung längst für die eine und gegen die andere Position gefallen ist Die Unterlegenen sind eben nicht einfach Irrende Es gibt hier viel mehr als schwarz oder weiß richtig oder falsch Für die Minderheitsmeinung mag es Gründe geben die in einem veränderten Kontext neu wichtig werden können Darum werden sie aufbewahrt und überliefert und weiter gelernt in der grundlegenden Achtung davor dass auch sie dem Bemühen entspringen miteinander den Namen Gottes zu heiligen Diese Ausrichtung auf die Vielfalt ist das geistlich Entscheidende Diese Spur findet sich auch in der islamischen Tradition Und wenn Du etwas nicht verstehst und nicht weiter weißt heißt es da in Sure 16 Der Beitrag von Andreas Goetze S 17 ff beschäftigt sich mit den Hei ligen Schriften Tora Bibel und Koran als Klangraum In einem ergän zenden Text problematisiert er die Orientierung an einem wortwörtli chen Verstehen der heiligen Texte Vieldeutigkeit als Grundprinzip Diese Überlegungen stellen wir Ihnen hier vor

Vorschau Aufschlüsse Nr. 75 Seite 54
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