13 IN S P IR A T IO N Wenngleich ich kein Kantor geworden bin wurde ich beim Lesen an meine eigene Geschichte mit dem Singen erin nert Mein Musiklehrer in der Volks schule hat mir im zarten Alter von 8 Jah ren das Singen so ziemlich verleidet Eines Tages zitierte er mich schüchter nen Knaben zu sich auf das Podest neben dem Klavier Ich sollte vor der ganzen Klasse eine von ihm vorgespielte Melodie nachsingen Von Stund an war mir Sin gen verhasst ja unmöglich und es ging mir so wie dem Baalschemschüler Ich kann ja doch nicht singen Erst mit etwa 12 Jahren hat mich mein Jungscharleiter der als einfacher Industriearbeiter etwas von Pädagogik verstand wieder an das Singen herangeführt Das Singen war fester Bestandteil jeder Jungscharstunde und auf den Zeltfreizeiten wurde am Lagerfeuer herzhaft und laut zur Klamp fe gesungen Im Gymnasium wurde ich von meinem Englischlehrer eingeladen im evang Kirchenchor in Eberbach Neckar mitzusingen Das war für mich der Beginn meines chorischen Singens das sich von da an bis heute wie ein roter Faden durch mein Leben zieht Große geistliche Werke wie das Weihnachtsora torium und die Johannespassion wurden einstudiert und aufgeführt In der Stu dentenkantorei in Heidelberg folgten der Messias und das Mozart Requiem In Hermannsburg hatte und habe ich das SINGEN TUT GUT Bernd Eichert Vor Kurzem las ich in den Erzählungen der Chassidim von Martin Buber folgende Ge schichte Einer der Schüler fragte einst den Baalschem Was soll mein Geschäft in der Welt sein Kantor sagte er Aber wandte jener ein ich kann doch nicht sin gen Ich will dich antwortete der Zaddik an die Welt der Musik binden Aus diesem Mann ist ein Sänger ohnegleichen geworden und man nannte ihn weit und breit den Kantor des Baalschemtow

Vorschau Aufschlüsse Nr. 75 Seite 15
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