hin dass Dienen ungeachtet des möglichen Missbrauches an sich etwas Wertvolles bezeichnet Nur Wertvolles kann missbraucht wer den Man würde das Kind mit dem Bade ausschütten würde man über dem Missbrauch das Wertvolle des Dienens verneinen Eltern die um des Kindes willen ihre Nachtruhe mehrfach unterbre chen Menschen die am Bett eines Sterbenden aushalten die Pflege kraft die mit dem dementen Heimbewohner mit nicht endender Ge duld immer wieder freundlich umgeht sie alle praktizieren eine Wirklichkeit die als Dienen im positiven Sinn bezeichnet werden kann Sie stellen unmittelbare eigene Bedürfnisse zurück zugunsten dessen was ein anderer Mensch braucht der in seinen Möglichkeiten eingeschränkt ist und deshalb diesen besonderen Dienst benötigt und auf die Dienstwilligkeit anderer angewiesen ist Wir leben vom Dienst anderer Was im Blick auf Säuglinge kranke und sterbende Menschen sofort einleuchtet stellt bei genauerer Betrachtung ein sehr viel breiteres Phänomen dar Ich mache mir das an der ersten Strophe eines Ge dichts von Arnim Juhre deutlich Ich hab die Faser nicht gesponnen die Stoffe nicht gewebt die ich am Leibe trage ich habe nicht die Schuhe die Schritte nur gemacht Mein Leben ist in höchstem Maße von dem Tun anderer abhängig das ich mir zu Diensten mache bzw das mir immer schon faktisch zu Diensten ist Unser aller Leben sind ob wir wollen oder nicht mehr oder weniger miteinander verknüpft Was ich tue setzt voraus dass andere mir ihr Tun zur Verfügung gestellt haben In Zeiten wachsender Globalisierung ist das noch stärker und offenkundiger geworden

Vorschau Aufschlüsse Nr. 72 Seite 30
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.