27 R E F L E X IO N Das Wort Dienen löst ganz unterschiedliche Empfindungen und Be wertungen aus die einen denken dabei sofort an Unterdrückung Un freiheit und Unterwürfigkeit andere assoziieren bei dem Wort Dienen anrührende Beispiele von Nächstenliebe und menschlicher Selbstlosig keit Der Hinweis auf Mutter Theresa ist in diesem Zusammenhang zwar arg überstrapaziert aber er macht ohne lange Erklärungen sofort an schaulich worum es bei einem positiven Verständnis von Dienen geht Kleine Phänomenologie des Dienens Bevor man sich zu eindeutigen und markigen Lobpreisungen oder Verurteilungen des Dienens versteigt ist es sinnvoll sich voreiliger Be wertungen zu enthalten und sich erst einmal verschiedene Phänomene des Dienens anzusehen Dabei kann es natürlich nicht um Vollständig keit gehen aber doch darum wenigstens einige typische Phänomene zu benennen Niemand sollte bestreiten dass der Begriff des Dienens in der Geschich te der Menschheit oft dazu missbraucht wurde um Phänomene von Unterdrückung zu legitimieren Die Sklaverei in der Antike in späteren Jahrhunderten die rassistische Sklaverei in den USA die Unterdrückung und mangelnde Gleichberechtigung von Frauen all diese Phänomene und vieles mehr wurden mit der Rede vom Dienen kaschiert und schein bar gerechtfertigt Ungerechte Herrschaftsverhältnisse lassen sich mit der Behauptung natur oder gottgegebener Unterschiede und der Semantik des Dienens verschleiern Der Versuch ungerechte Verhältnisse durch das Etikett des Dienens als etwas Sinnvolles Legitimes Wertvolles erscheinen zu lassen weist darauf DIENEN WAS BRINGT MIR DAS Friedrich Hauschildt

Vorschau Aufschlüsse Nr. 72 Seite 29
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