35 siven Begegnung zwischen Glauben und Philosophie Platonismus Neuplatonismus und Aristotelismus prägten die christliche Apologetik in intensivster Weise Es folgen Humanismus Reformation Orthodo xie Aufklärung Rationalismus und Historismus um nur einige der großen Schlagwörter der verschiedenen Epochen zu nennen Zwar nannte Martin Luther die menschliche Vernunft eine Hure da mit lehnte er aber als Doktor und Professor der Theologie keineswegs den Einsatz des Verstandes in Glaubensfragen ab Sein ganzes Lebens werk bezeugt das Gegenteil Seine Hurenmetapher diente lediglich dem Hinweis darauf dass menschliches Denken keineswegs immer der erkannten Wahrheit des Geistes schon gar nicht dem vermeintlichen Willen Gottes folgt sondern oft den verborgenen von der Sünde ge prägten Interessen des Einzelnen Der Mensch begründet dann nicht das was er sachlich für richtig hält sondern das was er im Verborgenen eigentlich will auch wenn er es bei Licht betrachtet eigentlich sach lich nicht wollen dürfte Röm 7 14ff beschreibt dies klassisch zweitau send Jahre vor Sigmund Freud Das Denken dient in diesem Falle nicht der Wahrheitsfindung sondern der Interessendurchsetzung Hat Martin Luther die Grenzen der Vernunft an der Sünde lokalisiert so Immanuel Kant an der Begrenztheit menschlichen Erkenntnisver mögens Erkennen wir schon vom Immanenten nur ein Bild des Wirk lichen so erkennen wir vom Transzendenten gar nichts außer dem Postulat seiner Notwendigkeit Georg Friedrich Wilhelm Hegel war da pfiffiger Aus seiner Sicht denkt sich der Weltgeist im Denken des Menschen selber Der Mensch er kennt Gott nicht Aber Gott erkennt sich im Menschen selbst Mög licherweise hegelt Karl Barth an dieser Stelle ja auch ganz kräftig jus tiert seine Position aber insofern nach als er nicht von der philosophi schen Erkenntnis sondern vom Offenbarungsglauben spricht der ja im Tiefsten kein rationales sondern ein existentielles Phänomen ist und gr Pistis eher mit Vertrauen übersetzt werden muss R E F L E X IO N

Vorschau Aufschlüsse Dezember Seite 37
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