Scheer Innovation Review 13 und aus ihren eigenen Kundenbeziehungen auswerten kann und muss Das ist die Grund voraussetzung dafür um bestmögliche und da mit konkurrenzfähige Leistungen abzuliefern Diese Erkenntnisse kann und sollte man auch auf andere Felder übertragen weil sich an vielen Stellen ganze Geschäftsmodelle verändern wer den Ging man ursprünglich nach dem Prinzip Produkte erfinden Produkte produzieren Pro dukte verkaufen vor so gilt das künftig nur noch mit Einschränkungen Produkte die man kennt stellt man jetzt in einen größeren Kontext Dabei steht im Vordergrund was der Kunde wirklich braucht So vereinbart man zum Bei spiel mit ihm eine monatliche Zahlung für eine Dienstleistung oder eine Zahlung pro erbrachter Leistung Ganz konkret ändert sich beispiels weise auch die Vorstellung vom IT Outsourcing Hat man bislang seine Technik auf fremden Ser vern laufen und dort warten lassen so macht die Entwicklung jetzt einen großen Sprung nach vorne Unternehmen werden sich nicht mehr mit den Softwareprogrammen und ihren einzelnen Möglichkeiten beschäftigen sondern sie möch ten dass ihre Fabrik oder ihr Büro IT technisch funktioniert Man denkt also vom Ergebnis her und dafür bezahlt man einen Dienstleister Da bei ist dem Dienstleister überlassen welche Technologie er einsetzt Auf diese Weise wird der IT Dienstleister teilweise zum Mitunternehmer Manche Kunden vereinbaren dabei neben der monatlichen Vergütung eine Beteiligung am Er folg des Unternehmens Der Mitunternehmer als Dienstleister profitiert dann auch davon wenn es dem Unternehmen gut geht Das bedeutet na türlich auch eine neue und interessante Risiko verteilung und es zeigt auf dass man Geschäfte heute ganz anders denken kann Ein weiterer As pekt auf den sich Unternehmen einlassen müs sen ergibt sich aus der Tatsache dass man heute sehr viel virtuell erledigen kann was man früher physisch tun musste Man denke da nur an vir tuelle Abbildungen von Infrastrukturen die er heblich veränderte und verbesserte Analyse Handlungs und Steuerungsmöglichkeiten eröff nen egal für welche Prozesse Auch dieser Punkt wird häufig unterschätzt Man nutzt nicht die Chancen der Digitalisierung um die eigenen Wertschöpfungsprozesse besser abzubilden und in Echtzeit zu justieren An diesen Stellen aber entstehen völlig neue Möglichkeiten der Effizi enzsteigerung der Qualitätsverbesserung und auch der individuellen Kundenbedienung Das geht weit über die IT Unterstützung der traditionellen Prozesse hinaus Gerade für die Prozess industrien in Chemie Pharma oder Grundstoffen eröffnen sich hier erhebliche Möglichkeiten aber auch für viele Felder des technischen Service IM io Die Herausforderungen sind also viel fältig Wie gut sind deutsche Unternehmen und ihre Manger darauf vorbereitet und wie stehen sie im internationalen Wettbewerb da AP Ich glaube dass der Veränderungsprozess bei einigen schon angekommen ist die als mu tige Vorreiter Erfahrungen sammeln Insbeson dere bei jungen Unternehmen bei Start ups ist die Nachricht bereits angekommen Diese sehen in den neuen Möglichkeiten auch einen neuen Markt Schwieriger wird es bei Unternehmen die eine lange Vergangenheit haben und in tra ditionellen Strukturen verhaftet sind Diese Ver festigung ist auch gar nicht zu vermeiden sie er gibt in vielen Zusammenhängen auch Sinn Wenn dann das Management nicht offen und weitsichtig genug ist um die Dinge in Frage zu stellen und neu zu denken kann dies durchaus zu Schwierigkeiten führen Ich glaube dass es in den deutschen Un ternehmen zum Teil daran hapert dass die Di gitalisierung als etwas wahrgenommen wurde das man der IT Abteilung überlässt die die Systeme instand hält aber nicht als etwas das man als integralen Bestandteil der Unterneh mensentwicklung betrachtet Daher wird die Digitalisierung nicht Teil der Unternehmens strategie oder des Unternehmensselbstver ständnisses Das muss sich ändern und da än dert sich auch langsam etwas Ob aber dann die fachliche Qualifikation und die innere Überzeugung der Verantwortlichen vorhan den sind das muss sich zeigen Wenn das nicht der Fall ist wird man auch die ganze Transformation der Unternehmen nicht stem men können Es wird darauf ankommen zu verstehen welche disruptiven und grundle genden Herausforderungen sowohl für das Geschäftsmodell und die Strategie als auch für Arbeitsformen entstehen Ich glaube dass das im Management sehr unterschiedlich verteilt ist Da gibt es die einen die dies erkennen und daran arbeiten und andere die dies nicht als eine zentrale Aufgabe ansehen Hier muss sich etwas ändern wenn wir den Entwicklungen nicht hinterherhinken wollen Prof Dr Arnold Picot Arnold Picot leitet seit 1988 das Institut für Information Organisation und Manage ment an der Fakultät für Be triebswirtschaft der Ludwig Maximilians Universität Mün chen Forschungsschwerpunk te von Prof Picot sind die Fragen der Unternehmensfüh rung Organisation Technolo gie Informations und Inno vationsmanagement Tele kommunikation und Medien sowie deren Regulierung

Vorschau IM+io 003.2015 Seite 12
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