IM+io Sonderheft Seite 9

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Inhalt

16 Tipps für Start ups in der High tech industrie 9IM io Fachzeitschrift für innovation Organisation und Management Special 01 2013 als eines der wenigen international erfolgreichen deut schen Produktentwicklungen die ihren Ursprung in der universitären Forschung haben ARIS steht für Architektur integrierter Informationssysteme und ist ein Konzept zur Unternehmensmodel lierung insbesondere zur Modellierung von Geschäftsprozessen Es soll hier nicht die Ent wicklungsgeschichte von ARIS beschrieben werden vgl dazu Scheer A W Unternehmen gründen ist nicht schwer Springer Verlag Heidelberg 2000 249 S Obwohl ich ARIS als ein wissenschaftliches Konzept entwickelt und publiziert hatte vgl Scheer A W ARIS Vom Geschäftsprozess zum Anwendungssystem 4 Aufl Springer Verlag Berlin 2002 186 S und Scheer A W ARIS Modellierungsmethoden Metamo delle Anwendungen 4 Aufl Springer Verlag Berlin 2001 219 S so war es doch praxisnah genug als dass daraus von der IDS Scheer ein Softwareprodukt entwickelt werden konnte Die an meinem Uni In stitut für Wirtschaftsinformatik IWi entwickelten Forschungsprototypen waren aber als Produkte unge eignet Sie hatten wie alle Forschungsprototypen keine Entwicklungsstrategie waren technisch nicht stabil und es bestand kein Marketing geschweige denn ein Vertriebskonzept Es konnte aber das erar beitete Wissen verwertet werden indem Mitarbeiter des Forschungsinstitutes zur IDS Scheer wechselten um dort das ARIS Toolset als Produkt komplett neu zu entwickeln Die vielzitierte Erfindung des MP3 Konzeptes an einem Fraunhofer Institut in Erlangen hat ebenfalls gezeigt dass eine Idee aus der Forschung durchaus vermarktbar sein kann leider ist aber die Produktumsetzung im Ausland erfolgt Es fehlte eben die durchgängige Kette von Forschung Produktent wicklung und Vermarktung Diese Geschichten sollen zeigen warum aus den deutschen Universitäten aber auch aus den Institu ten der Fraunhofer Gesellschaft FhG und der Max Planck Gesellschaft MPG bisher so wenig erfolgrei che Produkte und Unternehmungen entstanden sind obwohl sie mit vielen Milliarden Euro Forschungsgel dern subventioniert werden Dabei ist die Bereitschaft Unternehmensgründungen zu unterstützen mittler weile sehr gestiegen Universitäten bewerben sich um den Titel Gründeruni beim BMWI unterstüt zen Starter Zentren und Science Parks und auch die FhG und die MPG haben Gründergesellschaften und Inkubatoren gegründet Trotzdem ist der konkrete Erfolg von internatio nal führenden Unter nehmensgründungen aus diesen Aktivitäten noch überschaubar Gegenüber der För derung der Forschung sind die für die Produktumsetzung eingesetzten Mit tel auch verschwindend gering Bei der Entwicklung von ARIS mussten wir rund das Siebenfache an Auf wand für die Produktentwicklung einsetzen als wir für die Entwicklung der Forschungsprototypen ver wendeten Will man also mehr Markterfolge aus den Forschungsinstitutionen erzielen muss man erheb lich mehr in die Umsetzung investieren Trotz der stärkeren Hinwendung zum Technologie transfer folgt die Wissenschaftswelt anderen Steue rungsprinzipien als die Praxis Für die Praxis zählt der Nutzen für den Anwender und nicht der Beitrag zur wissenschaftlichen Reputation des Forschers Auch bei den vielzitierten Beispielen aus den USA muss man vorsichtig sein Es ist richtig dass Bill Gates und Mark Zuckerberg in Harvard studiert haben und Steve Jobs in Stanford aber alle drei haben ihr Stu dium abgebrochen sie waren eben zu ungeduldig mit ihren Ideen und ihrem Drang zum Unternehmertum Der Erfolg dieser und anderer Ausgründungen z B Bose und Digital Equipment DEC aus dem MIT oder SUN und Cisco aus Stanford sind wohl eher auf das gesamte System zurückzuführen als unbedingt auf einzelne Forschungsideen Im Silicon Valley treffen sich positiv gelebtes Unternehmertum an Eliteuniver sitäten Finanzkraft und bereits große High Tech Un ternehmen mit hochmotivierten jungen Elitestuden ten Erfolgreiche Gründer gelten als Helden und ihre Erfolgsgeschichten stacheln Nachahmer an Aus die sem Humus werden Ideen geboren aber auch hier entwickelt sich nicht jede Idee zu einem Erfolg Grundsätzlich gilt als Resümee der Umsetzung und Vermarktung von Forschungsideen Der Köder also die Idee muss dem Fisch also dem Kunden schmecken und nicht dem Angler also dem Wissen schaftler bzw der wissenschaftlichen Community Jeder hat eine Chance aber er muss eine Idee haben die in die Zeit passt


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