29BGHM Aktuell 4 2016 Leben Leistung BK 1318 Berufskrankheiten durch Benzol Die gesundheitsschädliche Wirkung von Benzol ist seit dem Ende des 19 Jahrhunderts bekannt Erkrankungen durch Benzol werden deshalb bereits seit 1925 als Berufskrankheit anerkannt Während zunächst die akut toxischen giftigen Folgen des Benzols im Vordergrund standen sind in den vergangenen Jahrzehnten die durch Benzol bedingten malignen bösartigen Erkrankungen in den Fokus gerückt Was Sie wissen sollten Neuen medizinischen Erkenntnissen entsprechend be schreibt die BK 1318 der aktuellen Berufskrankheiten verordnung die Erkrankungen des Blutes des blutbil denden und des lymphatischen Systems durch Benzol Bei der BGHM gehen dazu jährlich etwa 400 Verdachtsanzeigen ein Wo Gefahrenquellen lauern Benzol ist der einfachste aromatische Kohlenwasserstoff und Bestandteil in allen fossilen Brennstoffen Es fällt bei der Verkokung von Steinkohle und Destillation von Erdöl an entsteht bei der unvollständigen Verbrennung organi scher Verbindungen und ist im Tabakrauch sowie in den Abgasen von Kraftfahrzeugen enthalten Benzolhaltige Pro dukte kamen insbesondere in den frühen Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts als preiswerte und effektive Reinigungs und Lösungsmittel sowie als Verdünner von flüssigen Kle bern in zahlreichen Gewerbezweigen zum Einsatz Auch im Ottokraftstoff ist es enthalten allerdings ist hier der Benzol gehalt auf unter ein Volumenprozent beschränkt Als Aus gangsstoff gewinnt Benzol in der Herstellung von Farben Kunststoffen oder Pflanzenschutzmitteln weiter an Bedeu tung Die Produktion von Reinbenzol im Jahr 2007 belief sich weltweit auf etwa 40 Millionen Tonnen Deutschland 2 3 Millionen Tonnen Quelle VCI 2008 Wie der Schaden entsteht Benzol ist als gesichert krebserzeugend für den Menschen eingestuft Am Arbeitsplatz dürfen deshalb heute nur noch Gemische mit einem Massegehalt von weniger als 0 1 Pro zent Benzol verwendet werden Die Aufnahme von Benzol in den Körper erfolgt über die Atemwege und die Haut Sie kann zu einer reversiblen oder irreversiblen Verminderung der peripheren Blutzellen durch Schädigung des Knochen marks führen Nicht bösartige Erkrankungen sogenannte toxische Schädigungen zeigen sich z B in einer Vermin derung der Blutplättchen Thrombozytopenie oder der ro ten Blutkörperchen Anämie Eine Benzolexposition kann auch zu Krebserkrankungen des blutbildenden oder des lymphatischen Systems führen Damit sind unter anderem verschiedene Leukämieformen und deren Vorstufen sowie Non Hodgkin Lymphome gemeint Die krebserzeugende Wirkung geht dabei von Stoffwechselprodukten aus die der menschliche Organismus beim Benzolabbau bildet Ob die berufliche Benzolexposition letztendlich Ursache einer Erkrankung ist und diese darauf zurückgeführt wer den kann hängt vom jeweiligen Krankheitsbild sowie von der Intensität und vom zeitlichen Umfang des Umgangs mit Benzol also der Benzoldosis ab Bei der Beurteilung sind zudem außerberufliche Ursachen der Entstehung der Erkrankung wie beispielsweise die Einnahme bestimmter blutbildverändernder Medikamente Störungen der Blutbil dung strahleninduzierte Erkrankungen bestimmte Virus infektionen z B HIV oder eine familiäre Veranlagung zu berücksichtigen Leistungen der BGHM Eine Erkrankung kann auch viele Jahre nach einer Exposi tion gegenüber Benzol auftreten sogenannte Latenz bzw Interimszeit Dies stellt auch die Ermittlungen der BGHM in einem Berufskrankheiten Feststellungsverfahren vor eine besondere Herausforderung Teilweise sind dabei über Jahr zehnte zurückliegende berufliche Belastungen zu beschrei ben und zu bewerten Sobald der BGHM der Verdacht auf das Vorliegen einer Berufskrankheit bekannt wird nehmen deren Fachleute Kontakt mit den Betroffenen auf Sie ermit teln unter Einbeziehung der Versicherten alle Umstände des Einzelfalles klären und erläutern die Voraussetzungen für die Anerkennung der Erkrankung als Berufskrankheit Zudem beraten sie die Erkrankten persönlich Wird im not wendigen Verwaltungsverfahren das Vorliegen einer Be rufskrankheit festgestellt trägt die BGHM die Kosten zur medizinischen beruflichen und sozialen Rehabilitation Begleitend dazu erfolgt auch die Sicherstellung der finan ziellen Situation im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften beispielsweise durch die Zahlung von Verletztengeld für die Dauer der erkrankungsbedingten Arbeitsunfähigkeit Zeit nah werden auch mögliche Ansprüche auf die Zahlung einer Rente geprüft und festgestellt Was Betroffene tun können Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet der Berufsgenossen schaft einen entsprechenden Verdacht zu melden Auch Unternehmerinnen und Unternehmer oder die Betroffenen selbst können der BGHM den Verdacht auf eine Berufs krankheit melden Zudem haben Arbeitgeberinnen und Ar beitgeber für Beschäftigte mit einem beruflichen Kontakt zu Benzol eine arbeitsmedizinische Pflichtvorsorge G 8 Ben zol zu veranlassen Der Abschnitt 4 1 der BGI GUV I 504 8 führt dazu beispielhaft Arbeitsverfahren und bereiche mit höheren Expositionen auf Erik Breitkopf BGHM

Vorschau 2016-04 BGHM-Aktuell Seite 29
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.