11BGHM Aktuell 5 2016 Sicheres Gesundes Arbeiten Unfall bei Instandhaltung Druckluftleitung geborsten Mitarbeiter einer Fremdfirma sollten die Druckluftanlage einer Presse erneuern Nach Fertigstellung der Verrohrung an einem Druckluftbehälter beauftragten sie zwei Instandhalter des Auftraggebers mit einer Dich tigkeitsprüfung während sie bereits den zweiten Druckluftbehälter anschlossen Zur Dichtheits prüfung wurde der Behälter mit Druckluft beauf schlagt Der Behälter und die neue Verrohrung mit 2 5 Zoll Querschnitt waren für Drücke bis 16 bar ausgelegt Bei einem Druck von 10 bar barst die Druckluftleitung und fegte die beiden Mitarbeiter von ihrem Standort in 1 2 Metern Höhe herunter Die freigesetzten Kräfte waren so groß dass selbst Winkelrohre aus Eisen durch den Aufprall massiv verformt wurden Die Winkelrohre aus Kunststoff barsten komplett Der Unfall hätte durchaus töd lich ausgehen können wenn die Mitarbeiter von Rohrstücken getroffen worden wären So zogen sie sich glücklicherweise nur Platzwunden Prellun gen und ein Knalltrauma zu Unsachgemäße Verrohrung Die Ermittlung der Unfallursachen führte zu nächst in Richtung Materialversagen oder Vor schädigung der Kunststoffverschraubungen durch unsachgemäße Montage da die Winkel rohre an ihren Gewinden abgebrochen waren In den Bruchflächen fanden sich zudem Lunker Fehlstellen aus dem Spritzgießprozess Unter Berücksichtigung der Bruchmechanik wurde je doch festgestellt dass diese Brüche erst sekundär aufgetreten waren Die Unfallursache konnte erst festgestellt wer den nachdem ein zunächst fehlendes Druck luftrohrstück aus Metall gefunden wurde Dieses Rohrstück war die Verbindung zwischen der alten Verrohrung aus Metall und der neuen Verrohrung zum Druckbehälter aus Alu Kunststoff Es war kraftschlüssig mit einer Muffe mit der alten Ver rohrung verbunden gewesen Ob eine zusätzliche formschlüssige Verbindung durch angeschweißte Gewindestangen fixiert war konnte nicht geklärt werden Es kann jedoch sicher davon ausgegan gen werden dass die Muffe bei einem Druck von 10 bar auseinanderging und die ausströmende Luft einem Raketenantrieb ähnlich die gesamte Verrohrung extremen Biegekräften aussetzte Die se führten dazu dass die Winkelrohre aus Kunst stoff barsten und die Rohre umherflogen Die weiteren Ermittlungen ergaben dass die Verrohrung unsachgemäß erfolgte Der Hersteller des Rohrsystems gibt in seiner Montageanleitung an dass in einem definierten maximalen Ab stand zu jeder Verschraubung die Rohre durch eine Schelle fixiert werden müssen Wenn eine wandnahe Verlegung nicht möglich ist sind Trä ger zu installieren an denen die Rohre befestigt werden können Diese Schellen waren jedoch nicht vorhanden Eine freitragende Verrohrung entspricht daher nicht dem heutigen Stand der Technik wie sie die Betriebssicherheitsverord nung fordert Die mangelhafte Montage durch die ausführende Firma begründet somit auch eine Regressnahme durch die Berufsgenossenschaft da zwischen den versicherten Verletzten und der Fremdfirma kein Haftungsprivileg nach SGB VII vorliegt Bodo Kälble BGHM Glück im Unglück hatten zwei Instandhalter als sie eine neu verlegte Druckluftleitung auf Leckagen hin untersuchen wollten

Vorschau 2016-05 BGHM-Aktuell Seite 11
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.